Wülfrath: „Müll-Post“ an die Eltern
Essensreste auf Gräbern, Pizzapackungen im Vorgarten, Telefonbücher auf der Straße: Einige Realschüler verschmutzen den Schulweg. Die Schulleitung will das nicht mehr hinnehmen.
Wülfrath. Frieder Winterberg ist die Freundlichkeit in Person. In Konflikten sucht er das klärende Gespräch. Der Leiter der Theodor-Heuss-Realschule hat einen guten Ruf als "Vermittler mit den leisen Tönen".
Doch jetzt platzt ihm der Kragen. "Es kann nicht sein, dass einige, wenige Schüler dem Ruf der Schule schaden und ihre Umgebung vermüllen. Wir als Schulleitung nehmen das nicht hin", sagt er.
Auf dem Weg von der Innenstadt zur Schule haben Realschüler zuletzt immer häufiger eine Müllspur hinterlassen. Gestern erhielt jeder Schüler einen Brief fürs Elternhaus - "Müll-Post" mit einem eindringlichen Appell für daheim.
Der Unmut der Anwohner der Realschule und der zur Schule führenden Wege ist in den vergangenen Wochen stetig gewachsen. "Letzten Donnerstag war das Maß voll", ärgerte sich Renate Brick in einem Anruf beim WZ-Lesertelefon.
Mehrere Schüler hatten Telefonbücher dutzendweise auf die Fahrbahn der Velberter Straße geworfen, den Verkehr behindert. "Ich habe die Jungen angesprochen, aber die wurden nur frech", schildert die WZ-Leserin. Sie hat kurzerhand die Schulleitung informiert.
"Aber Herrn Winterberg waren solche Probleme bekannt. Er will etwas unternehmen", begrüßt sie "jede Anstrengung, die dafür sorgt, dass weniger Müll in der Gegend herumfliegt".
Auf Nachfrage bestätigt Winterberg die Vorkommnisse. "Wir haben zwei lange Unterrichtstage. Über Mittag dürfen dann die älteren Schüler das Schulgelände verlassen, um Mittag zu essen. An der Schule gibt es keine Aufenthaltsmöglichkeit."
Dem Imbiss holen sich die Schüler dann in der Pommes- oder Dönerbude, beim Pizza-Mann oder bei McDonald’s. "Der Verpackungsmüll fliegt dann auf die Erde", so Winterberg. Pizzaverpackungen finden sich in Vorgärten an der Velberter Straße wieder, aber auch auf dem Evangelischen Friedhof.
Dort fliegt der Essensrest auch mal auf Gräber. "Unmöglich", sagt Winterberg. Demolierte Türen und verstopfte Toiletten in der Schule sind weitere Facetten: "Das Verhalten ist nicht zu dulden."
Unmissverständlich hat Winterberg an diesem Donnerstag in einer Durchsage an die Schüler dieses Verhalten kritisiert. Gestern gab er den Schülern den Elterbrief mit. "Die Vergehen sind massiv und so muss man sie angehen", droht Winterberg weitreichende Konsequenzen an. Die Eltern ruft er zur Mitarbeit auf. Ordnung sei schließlich auch eine Erziehungsfrage.
Dabei belässt es Winterberg nicht. Er hat längst das Ordnungsamt kontaktiert, das in den Mittagsstunden kontrollieren wird. Auch wird die Aufstellung eines Schildes geprüft, um Schülern den Friedhof als Schleichweg zu untersagen.
Auch wird am Friedhofszugang ein Mülleimer aufgestellt. Darüber hinaus werden an den fraglichen Tagen auch Lehrer vor dem Schulgelände aufpassen - "was aber wahrlich nicht unsere Aufgabe ist."