Ratingen: Laos ein Lächeln geschenkt
Ehrenamt: Der Ratinger Zahnarzt Dr. Andreas Kurrek behandelt kostenlos die Ärmsten in Laos und hilft dem Land, medizinisch den Anschluss zu finden.
Ratingen/Vientiane. Wäre Andreas Kurrek (38) nicht vor einem Jahr Vater geworden, dann würde er seine Erfahrungen in Laos wahrscheinlich als die schönsten seines Lebens bezeichnen. Und das, obwohl sie zugleich eine Tortur waren. Zehn bis 14 Stunden täglich stand der Spezialist für Zahnimplantationen kürzlich im Operationssaal der Hauptstadt-Uniklinik in Vientiane, eine Woche lang. Wie viele Menschen er in dieser Zeit zusammen mit zwei weiteren Experten behandelt hat, weiß er nicht genau, 200 pro Tag werden es wohl gewesen sein.
200 Patienten, bei denen es nicht mal eben um ein Loch im Zahn ging. "Wir hatten da junge Menschen von 14 oder 15 Jahren, die kaum noch Zähne hatten, nicht mehr richtig essen oder sprechen konnten", sagt Kurrek. Solche Krankheiten bedeuten auch in Laos soziale Ausgrenzung, "Es war herzzerreißend, was wir an Schicksalen gesehen haben."
Doch so belastend die Tage in Laos waren, so befriedigend waren sie auch. "Es ist einfach toll, das Leben dieser Menschen verändern zu können", sagt Kurrek und ist heute noch gerührt von der Dankbarkeit die er im Gegenzug erfahren hat. "Manche haben am nächsten Tag ein Präsent mitgebracht." Kleinigkeiten nur, aber für die bettelarme Bevölkerung eine entbehrungsreiche Gabe.
Ein wenig stolz ist Kurrek noch dazu. Er hat nämlich Geschichte in Laos geschrieben und die erste Zahnimplantation durchgeführt, die das Land jemals gesehen hat.
Auch darüber hinaus hat Dr. Andreas Kurrek mit seinen Kollegen Dr. Dr. Angelo Troedhan aus Wien und Dr. Winston Tan aus Singapur in dieser einen Woche Pionierarbeit geleistet, die noch lange nachwirken soll. Das Experten-Trio hat neben dem Operations-Marathon nämlich auch eine Reihe von Vorlesungen an der Uni gehalten, um die laotischen Mediziner fortzubilden. "Es kann nicht sein, dass wir nur als Halbgötter in Weiß daherkommen und die Menschen danach zurück lassen." Die drei haben sich vorgenommen, die Kollegen in Fernost in den nächsten Jahren massiv fortzubilden und damit die Zahnmedizin in dem Land umzukrempeln.
Dass der Ratinger Arzt am Ball bleibt, ist höchst wahrscheinlich. Der Einsatz in Vientiane war nämlich nicht sein erster, sondern schon der zwölfte dieser Art. In Mexiko war er schon und in Kuba, immer ehrenamtlich.
Warum nur? Kurrek fallen viele Gründe ein: "Reden allein bringt nichts", sagt er, "wir müssen schon selbst anpacken, um etwas zu bewegen." Außerdem haben ihn die Auslandseinsätze auch persönlich weiter gebracht. "Die Not und die Ängste der Menschen haben meinen Blick auf die Welt total verändert." Und auch fachlich hat er profitiert: "Eine solche Vielfalt an Fällen gibt es bei uns einfach nicht."
Der Zahnarzt aus Leidenschaft hat es in seinem Behandlungseifer schon auf 25000 Implantate gebracht, niemand auf der Welt hat mehr geschafft, ist er sich sicher - und peilt als Lebensziel die 100000 an. "Naja, vielleicht werden es ein paar weniger", schränkt er ein und lacht. Er ist eben gerade Vater geworden, das verschiebt die Prioritäten.