Wülfrath / Kindergärten: „Die teuersten Plätze im Kreis“

Eltern beklagen zu hohe Beiträge: „Das macht Wülfrath nicht familienfreundlicher.“

Wülfrath. "Wenn es um die Attraktivität Wülfraths als Familienstandort geht, sind die geplanten Kindergarten-Elternbeiträge ein falsches Signal", sagt Joachim Luithle. "Die hohe Progression im oberen Einkommensbereich ist eigentlich eine Frechheit", wird Frauke Reinartz deutlicher. Im Gespräch mit der WZ beklagen die beiden, dass ab August Besserverdienende überproportional belastet werden sollen. "Wülfrath wird die teuersten Kindergartenplätze im ganzen Kreis haben", stellt die zweifache Mutter fest. Der Jugendhilfeausschuss wird am Mittwoch, 27. Februar, die Satzung über die Erhebung der Elternbeiträge zum ersten Mal beraten.

Zum 1. August tritt das neue Kindergartenbildungsgesetz (Kibiz) in Kraft. "Müssen die Eltern nach dem neuen Gesetz höhere Elternbeiträge zahlen? Nein." Das schreibt zumindest das Landesministerium in seiner Kibiz-Broschüre. Die Gestaltungskompetenz liege aber vor Ort. Und in Wülfrath sollen zum Sommer zusätzliche Beitragsstufen eingeführt werden. Ist heute ein Einkommen von mehr als 61355

Euro die höchste Stufe, gibt es nach Plänen der Verwaltung künftig vier zusätzliche Kategorien - bis zur höchsten Stufe über 100000 Euro.

Ein Beispiel: Müssen Eltern jetzt für einen 35-stündige Betreuung ihres Schützlings maximal 151,34 Euro monatlich entrichten, wären das ab August im Höchstfall 345 Euro. "Eine Kostensteigerung von fast 130 Prozent, ohne das Angebot zu verändern", rechnet Reinartz vor. Sie verweist auf Mettmann, wo ein gleicher Platz in der teuersten Kategorie 100 Euro weniger kosten soll. "Andere Städte wie Hilden zum Beispiel senken die Beiträge sogar", merkt Luithle, Vater dreier Kinder, an.

Luithle appelliert an die Politik, die Elternbeitragstabelle noch einmal zu überdenken. "Neben der sozialen Komponente, die sicherlich wichtig ist, sollte hierbei auch nicht vergessen werden, dass Leistung sich lohnen muss." Und er betont die Bedeutung von Familien für eine Stadt wie Wülfrath. "Familien, die sich einen Wohnort suchen, werden sicherlich auch auf die Familienfreundlichkeit achten. Derart hohe Elternbeiträge sind dann sicherlich keine positive Werbung für den Standort."

Luithle regt in einem Schreiben an die Stadt an, dass sich Wülfrath an den Mettmanner Beiträgen orientieren sollte. "Wülfrath muss keine einsame Spitzenstellung unter den Nachbargemeinden einnehmen."

Betriebskosten Für das Jahr 2007 hatte die Stadt für alle Kindergärten im Stadtgebiet 3,7 Millionen Euro an Betriebskosten errechnet. 1,8 Millionen Euro trug davon die Stadt, 1,17 Millionen Euro das Land. Die restliche Summe gingen zu Lasten der Träger der Einrichtungen. Der Elternbeitrag betrug 19 Prozent der Gesamtkosten. Die Kosten eines Kindergartenplatzes im Jahr (35 Stunden pro Woche) waren im Jahr 2007 sehr unterschiedlich: der billigste kostete 2500 Euro, der teuerste 6400 Euro. Über die künftigen Platzkosten ab Sommer 2008 kann die Stadt noch keine Angaben machen.