Ratingen: Radrennen begeistert die gesamte Stadt

Internationales Radrennen: Die Profifahrer boten auf dem Rundkurs durch die Ratinger Innenstadt Radsport vom Feinsten.

Ratingen. Mit einem unwiderstehlichen Antritt drei Runden vor Schluss läuten Jens Voigt und Christian Knees die letzte und entscheidende Attacke ein. Die Mitstreiter in ihrer neunköpfigen Spitzengruppe haben dem nichts mehr entgegenzusetzen. Die Zuschauer entlang der Strecke sind aus dem Häuschen, klatschen, pfeifen, trillern und jubeln.

Vor allem Jens Voigt hat es ihnen angetan. Am Sonntag konnten sie den Publikumsliebling noch beim Tour-Finale im Fernsehen verfolgen, und nun, nur einen Tag später, zerreißt er sich vor ihren Augen in der Ratinger City. Dass der CSC-Profi gegen den sprintstarken Knees vom Team Milram am Ende dann doch den Kürzeren zieht, stört niemanden. Wenige Sekunden später zischt auch die Verfolgergruppe, angeführt vom Kaarster Thomas Fothen vom Team Gerolsteiner, über die Ziellinie.

"Das muss man mal erlebt haben, diese Atmosphäre ist einmalig", schwärmt ein Zuschauer. "Da können sich die millionenschweren Fußballer eine Scheibe von abschneiden", ergänzt ein anderer. Die beiden, die zuvor noch nie ein Radrennen live miterlebt haben, sind einfach "hellauf begeistert". Genauso wie die übrigen rund 18000 Fans, die am Montagabend den Weg zum 4.Internationalen Radrennen gefunden hatten.

Ihr Kommen mussten sie nicht bereuen, denn die 60 Profis und Elitefahrer, die Bürgermeisterin Anne Korzonnek um 19.34Uhr auf die 80 Kilometer lange Reise schickte - der 1,25 Kilometer lange Rundkurs musste 64-mal durchfahren werden -, boten Radsport vom Feinsten: ständige Attacken, wechselnde Führungen, Ausreißergruppen und das Finale zwischen den beiden Tour-Helden Knees und Voigt. Von der ersten Runde an ging die Post ab.

Für ordentlich Tempo sorgten auch die Sprintwertungen, die ab Runde 55 alle fünf Runden ausgefahren wurden. Die Paradedisziplin schlechthin für Vorjahressieger Gerald Ciolek vom Team Columbia, der sich ein packendes Duell mit Ralf Grabsch lieferte. Hauchdünn ging es aus, unterm Strich kamen beide auf 14 Zähler.

Doch nicht nur auf der Strecke wurde dem Publikum "allererste Sahne" serviert. Für die fachkundige Moderation am Rande war einmal mehr ARD-Co-Kommentator Marcel Wüst verantwortlich. Der Ex-Profi hat bekanntlich einen ganz besonderen Draht zu den Fahrern - und spricht aus Erfahrung. So entlockte er Jens Voigt, dass es sein CSC-Team nach dem Tour-Gewinn von Carlos Sastre am Sonntagabend ordentlich krachen ließ.

"Ich hab’ einen ganz schönen Durchhänger", gestand er bei der Präsentation. "So gegen 5Uhr kam das Taxi. Im Hotel gab’s dann noch einen Absacker. Geschlafen habe ich - wenn überhaupt - eine Stunde im Flugzeug." Der Angriffslust des 36-jährigen Berliners tat diese Tortur allerdings keinen Abbruch. Dafür war der Druck auf die Pedale, der ihn 3300 Kilometer quer durch Frankreich führte, noch zu groß.

Übers ganze Gesicht strahlte derweil der Cheforganisator des Spektakels, Christian Levesque vom ausrichtenden RSC Lintorf. "Das Rennen war klasse, die Stimmung super, und das Wetter spielte mit", fielen ihm Zentnerlasten von den Schultern. Allerdings nur, um sie am "Tag danach" wieder aufzuladen. Denn die Organisation für die fünfte Auflage habe schon begonnen.