SPD-Vorsitzender Preuß: "Elternbeiträge abschaffen"
Interview: SPD-Vorsitzender Wolfgang Preuß setzt auf Familienthemen, um mit seiner Partei stärkste Kraft im Rathaus zu werden. Auf lange Sicht fordert er kostenlose Kindergartenplätze.
Herr Preuß, alle warten auf die Beantwortung der K-Frage: Sie sind in der SPD mit stattlicher Zustimmung zum Vorsitzenden gewählt worden, haben Ratserfahrung und sind Finanzfachmann. Sie sind ein potenzieller SPD-Bürgermeister-Kandidat, oder?
Wolfgang Preuß: Es bleibt dabei. Ich werde keine Namen äußern, mich an keiner Spekulation beteiligen. Im August tagt zum ersten Mal die Findungskommission. Es wäre aber blauäugig zu sagen, wir hätten noch keine Vorstellung. Ja, wir haben denkbare Kandidaten. Im Spätherbst wird unser Kandidat dann nominiert.
Preuß (zögert): Möglich wäre es wohl. Und auch wünschenswert. Aber die CDU hat mit ihrem Vorgehen früh Fakten geschaffen und mit der Vorstellung von Thomas Görtz eine vorher noch angekündigte Kooperation mit der SPD kaputt gemacht. Deshalb steht fest: Die SPD stellt einen eigenen Kandidaten auf.
Preuß: Auf jeden Fall Führungspersönlichkeit. Große Kommunikationsfähigkeit darf auch nicht fehlen. Natürlich muss die Person Sach- und Fachkompetenz haben, was nicht heißt, dass es um jeden Preis ein Verwaltungsfachmann sein muss.
Preuß: Wir wollen stärkste Fraktion im Rat werden.
Preuß: Ja. Aber wir können zulegen. Wir wollen inhaltlich überzeugen. So mit 33 bis 35 Prozent könnte man vorne liegen.
Preuß: Kinder, Jugend und Familie. Das ist eine SPD-Domäne.
Preuß: Unsere Vorstellungen sind da schon sehr konkret. Wir wollen Perspektiven über 2009 eröffnen, nicht kurzfristigen Erfolg versprechen. Zum Beispiel bei den Kindergartenbeiträgen.
Preuß: Wir wollen die Elternbeiträge senken. Ziel soll es sein, dass irgendwann - Schritt für Schritt - der Kindergartenbesuch kostenlos ist.
Preuß: Wülfrath allein kann das nicht schaffen. Da ist auch das Land gefragt. Aber dieses Ziel muss man sich setzen. Schließlich ist der Kindergarten der Einstieg in die Bildung. Das setzen wir insgesamt auf Veränderungen. Das gilt zum Beispiel auch für Frühstück und Mittagessen. Da muss es neue Ansätze geben.
Preuß: Wir plädieren für ein kostenloses Frühstück für jedes Kind - im Kindergarten und in der Schule. Außerdem soll es in jeder Schule Mittagessen geben.
Preuß: Das Frühstück könnte über Sponsoren sicher gestellt werden. Da hat Velbert bereits Erfahrungen gemacht. Das Mittagessen muss über Gebühren finanziert werden. Gute und regelmäßige Ernährung gehört für uns zur Bildungsgerechtigkeit.
Preuß: Das ist kein Widerspruch. Wir halten uns an die Beschlüsse zum Haushaltssicherungskonzept (Hausiko), wollen aber auch neue Perspektiven entwickeln.
Preuß: Das kann man so sagen. Wir sind gegen jede Aufweichung, wie sie CDU und DLW in Sachen Straßenbeleuchtung Flandersbach fordern. Wir haben im Rat alle massiv ums Konzept gerungen. Ich kann jetzt nicht wieder über alles diskutieren.
Preuß: Eines ist klar: Wir stellen das Kulturamt nicht wie die CDU in Frage. Ohne Kultur ist eine Stadt seelenlos. In Wülfrath findet viel Kultur in den Vereinen statt. Aber das muss auch organisiert werden. Das kostet Geld.
Preuß: Da ist ja leider nichts geschehen. Vielleicht sollte Wirtschaftsförderung einer wieder aktivierten Stadtmarketingsgesellschaft übertragen werden.
Preuß: Klar. Wirtschaftsförderung ist auch Angelegenheit der Bürgermeisterin. Von Frau Lorenz-Allendorff kommt aber nichts. Die SPD hat zumindest dafür gesorgt, dass die Stadtmarketinggesellschaft nicht platt gemacht wurde. Nun muss sie mit Leben gefüllt werden.
Preuß: Der demografische Wandel wird ein Schwerpunkt sein. Da geht es um Jung und Alt, um neue Wohnkonzepte zum Beispiel. Da ist übrigens die GWG als Stadttochter ein wichtiger Partner. In dem Zusammenhang stelle ich klar, dass die SPD möglichen Gedankenspielen wie in der CDU oder bei den Grünen eine Absage erteilt: Ein Teilverkauf der Stadttöchter ist mit uns nicht zu machen. Wir und die Bürger müssen Herr im eigenen Haus von GWG und Stadtwerke bleiben.