1200 Freunde mit einer Mail
Er beging bei seiner Arbeit einen kleinen Fehler. Aber das Missgeschick machte Markus Thöne und die Höseler Firma Quotec in der Werbebranche zu Prominenten.
Ratingen-Hösel. 1200 neue Freunde mit nur einer einzigen Mail für sich gewinnen und zum Star einer ganzen Branche werden. Genau das ist Markus Thöne passiert - ohne dass er das eigentlich wollte.
Schuld an seiner Prominenz ist ein kleiner Fehler, den er gemacht hat: Er verschickte eine Werbemail für seinen Arbeitgeber, die Softwarefirma Quotec in Hösel. Die Adressaten waren 1200 Mitarbeiter von Werbeagenturen. Die Mailadressen dieser Leute setzte er aber alle ins Copy-Feld ("Cc") seines Mailprogrammes. Die Folge: Jeder der Adressaten wusste nun, wer sonst noch die Mail bekommen hatte.
"Ich habe die Mail mit einem unbekannten Programm verschickt. Und das hat die Adressen automatisch in die falsche Adresszeile kopiert", erklärt der Quotec-Mitarbeiter, wie es zum Fehler gekommen ist.
Der Inhalt der Mail war Werbung für das Softwareprogramm mit dem Namen Quojob. Damit sollen Arbeitsabläufe in Werbeagenturen optimiert werden. Der Werbetext, den Thöne verschickt hatte, hört sich verlockend an, besonders für gestresste Agenturleute: "Zeit. Nehmen Sie sie sich. Und lernen sie Quojob kennen. Sie werden begeistert sein, wie einfach Sie Abläufe optimieren können, Transparenz in den Workflow bringen und Ihren kreativen und betriebswirtschaftlichen Output entscheidend verbessern können. So bleibt am Ende mehr Zeit fürs Wesentliche."
Für die 1300 Agenturleute aus der Werbebranche ist ganz klar, was das Wesentliche ist: sich vernetzen - so viel Zeit muss eben sein. Und das war wegen Thönes Fehler nun kinderleicht. Binnen weniger Stunden hatten Dutzende der Adressaten auf den Button "Allen antworten" geklickt - ein neues Netzwerk war gegründet.
Und nicht nur das: Die Agenturleute johlten über die Aktion Thönes, machten sich lustig und jubelten, dass sie nun ganz einfach neue Leute aus der eigenen Branche kennen gelernt hatten - und das ganz ohne neue Software. Doch damit nicht genug: Die ansonsten doch eher gestressten Agenturleute ließen nicht locker, gründeten eine eigene Internetcommunity, starteten einen Blog auf einer Webseite, die sie Thöne widmeten.
Dort gibt es sogar Fanartikel zu kaufen, auf denen Sprüche draufstehen wie: "Hast du Thöne". Und es kursieren schon Blogeinträge im Netz, in denen Mitglieder der neuen Thöne-Community hoffen, "dass der Spaß hoffentlich in einem Event, wo sie sich alle kennen lernen, endet."
Durch das ganze Geschrei um Thönes Fehler wurden sogar schon die Medien im Ausland auf die Geschichte aufmerksam. "Ich kann das immer noch nicht so ganz fassen, was ich da losgetreten habe", sagt Thöne.
Was den Leuten aus der Werbebranche eine diebische Freude bereitete, machte dagegen Markus Thöne in den ersten vier Tagen nach seinem Malheur mit der Mail ziemlich zu schaffen. "Ich stand vier Tage unter Strom, weil ich Angst hatte, dass es Klagen geben wird. Es gab auch ernsthafte Gespräche mit der Geschäftsführung. Meinen Job habe ich aber behalten", sagt Thöne, der durch den Fehler noch bekannter in der Branche wurde, und damit auch sein Arbeitgeber, die Firma Quotec.
"Letzlich hat sich die Mail als gelungenes Marketinginstrument herausgestellt, ohne dass ich das eigentlich wollte. Insofern bin ich ganz froh. Mein Arbeitgeber hat sogar mehr Kundenanfragen dadurch gewonnen." Trotzdem kann er anderen nur davon abraten, jetzt auf den Zug aufzuspringen und eine ähnliche Aktion auszuprobieren. "Werbeleute sind halt kommunikative Leute, die Sinn für Humor haben. Das haben aber nicht alle Berufsgruppen."