Velbert: Als Bohnen-Tester in Afrika

Einladung: Der Velberter Kaffeeröster Uwe Liebergall bewertet in Ruanda die besten Kaffeesorten beim „Cup of Excellence“.

Velbert. "Es ist für jeden eine Ehre, eingeladen zu werden", findet Uwe Liebergall. Und so freut er sich sehr über das Angebot, nach Ruanda zu reisen, um dort im Rahmen des "Cup of Excellence" eine Woche lang die besten Kaffees der diesjährigen Ernte zu prämieren. Liebergall sagte spontan zu. Am 21. August hebt der Flieger in Richtung Afrika ab.

"Wirklich aufgeregt bin ich nicht", sagt der 44-jährige Velberter rund zwei Wochen vor seiner großen Reise. Im vergangenen Jahr war das noch anders. Im Mai 2009 war nämlich Premiere für den diplomierten Kaffeesommelier als Juror beim "Cup of Excellence" in Costa Rica. Eine Woche lang verkosteten Liebergall und seine Jury-Kollegen aus aller Welt blind 60 verschiedene Spitzenkaffees, 24 erhielten am Ende eine der Auszeichnungen.

"Das war ja alles völlig neu für mich." Damit allerdings untertreibt der Chef der Velberter Kult-Kaffee Rösterei. Denn die Beschäftigung mit der aromatischen Bohne ist bei ihm alles andere als neu, sondern hat eine lange Geschichte. "Ich trinke selbst leidenschaftlich gerne Kaffee", sagt Liebergall, der auch vier Cafés in Langenberg, Neviges, Erkrath und Mettmann betreibt.

Was ihm jedoch fehlte, war eine "vernünftige Differenzierung und qualitative Auseinandersetzung" mit dem Produkt. Was bei Weinen schon längst Alltag war, gab es beim Kaffee nur in den seltensten Fällen.

Als Mann der Tat informierte Uwe Liebergall sich systematisch und vermittelte das Wissen im eigenen Betrieb. 2009 lernte der "Deutsche Röstmeister 2008" (diesen Titel erwarb Liebergall bei der Kaffee-Olympiade in Frankfurt am Main) beim deutschen Cup-Tasting-Wettbewerb Juroren kennen - und bewarb sich prompt für den Job in Costa Rica.

Die Beurteilung verschiedener Kaffeesorten beim "Cup of Excellence" ist harte Arbeit. Bevorzugt von morgens, 7 Uhr, bis zum Mittag werden so genannte Kaffeemuster per Blindverkostung geprüft. In einer speziellen Schale ohne Henkel wird das frisch gemahlene Produkt aufgebrüht und drei Minuten stehen gelassen. Dann werden Schaum und Kruste getestet, ehe die Flüssigkeit den Mund durchwandert.

Pro Tag gibt es bis zu vier Verkosterrunden à zehn Proben. "Das erfordert ein Höchstmaß an Konzentration und ist ein anstrengender Prozess", sagt Liebergall. Spaß mache es aber natürlich auch, die verschiedenen Aromen am Gaumen zu spüren. Abschließend tauschen die 20 internationalen Beurteiler unter Leitung des Chefjurors in Diskussionsrunden ihre Bewertungen aus. Debattiert wird übrigens auf Englisch. "Es war eine Herausforderung, die ganzen Fachbegriffe zu lernen. Aber man will sich ja nicht blamieren", erinnert sich Uwe Liebergall an die "Paukerei" zur Vorbereitung.

Nach bis zu 40 Kaffeeproben, die fast nie in den Magen wandern, sondern ausgespuckt werden, ist Uwe Liebergall das "schwarze Gold" mitnichten Leid. "Zum Frühstück brauche ich meinen Kaffee."

Die Flugkosten nach Ruanda bestreitet der Velberter Kaffee-Röster übrigens aus eigener Tasche. "Es ist eine ehrenamtliche Arbeit", sagt er. Er freut sich schon jetzt auf das Wiedersehen mit Kollegen. "Wir sind wie eine große Familie." Zur Vorbereitung hat er sich intensiv eingelesen und über Land wie Leute informiert. Nun freut er sich, das ostafrikanische Land kennen zu lernen. "In Costa Rica gab es fast täglich ein geführtes Programm." Bei Besuchen eines Instituts, eines Warenhauses und einer Farm drehte sich natürlich alles um ein Thema: Kaffee.