Wülfrath: Integrativer Unterricht - Das Leben mit Handicap gehört zum Alltag

In der Ellenbeek gab es am Dienstag, 15.9., den „Tag normal“.

Wülfrath. Warum kannst Du uns nicht sehen? Hast Du eine Krankheit? Und wofür brauchst Du einen Hund? Die Jungen und Mädchen der Grundschule Ellenbeek fragten am Dienstag der stellvertretenden Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenvereins für den Kreis Mettmann Löcher in den Bauch. Von Berührungsängsten keine Spur, dafür umso mehr von Neugier und Interesse.

Tamara Ströter ist selbst seit sieben Jahren blind und war am Dienstag mit ihrem Blindenhund Max gekommen, um den Grundschülern bei ihrem Projekttag Rede und Antwort zu stehen. "Ihr müsst mit mir reden. Wenn ihr nur nickt oder mit dem Kopf schüttelt, kann ich das nicht sehen", versuchte sie immer wieder, den Jungen und Mädchen ein Stück einer Welt zu vermitteln, in der man nichts sieht.

Mit verbundenen Augen auf einem Tandem dem Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen? Das war für die Grundschüler eine neue Erfahrung. "Das hat schon Spaß gemacht, aber jetzt bin ich froh, dass ich wieder was sehen kann", erzählt Melissa (7) von ihrem Abenteuer auf dem Fahrrad.

Für Antonia war das keine neue Erfahrung. Sie hat ihrer blinden Kindergartenfreundin früher oft geholfen. "Die war genauso wie ich, nur, dass sie nichts mehr sehen konnte", erinnert sich die Neunjährige an ihre Erlebnisse.

"Tag normal" - das war gestern das Motto beim Aktionstag der Grundschule, bei dem es darum ging, sich mit dem Leben vertraut zu machen, das Menschen mit einem Handicap führen. Was bedeutet es, behindert zu sein? Wie fühlt man sich, wenn man im Rollstuhl sitzt oder nicht hören kann?

All das konnten die Schüler bei den unterschiedlichsten Aktionen erfahren. "Das sieht so leicht aus mit den Krücken. Wenn man das selber macht, ist es anstrengend", gestand Annika (9), nachdem sie sich an Gehhilfen die Treppe hoch gekämpft hatte.

Seit einem Jahr ist die Grundschule Ellenbeek integrative Schule. Seither gehört das Leben mit einem Handicap dort zum Alltag. "Wir haben mittlerweile acht Schüler mit Behinderungen an der Schule", so Schulleiterin Birgit Haske. Für die Schüler sei der Umgang mit dem "Anderssein" völlig normal.

"Jeder ist irgendetwas zu wenig oder zuviel. Hier ist niemand, der ganz normal ist". Mit diesen Sätzen leben die Jungen und Mädchen der Grundschule Ellenbeek jeden Tag - in einem Schulalltag ohne Unterschiede.