Wülfrath: Millionen für die Unterwelt
Die aufwändige Reparatur des Wülfrather Kanalnetzes hat begonnen. Allein bis Ende Juni werden 1,9 Millionen Euro investiert. Weitere 2,1 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren folgen.
Wülfrath. Es war nicht die hochmoderne Föhn-Haube im Hause Cortese, die Friseur-Kunden des Maestros in der Fußgängerzone vergangene Woche ein dauerhaftes Rauschen im Ohr bescherte: Die Sanierung des Kanals zwischen VHS-Haus und Schwanenstraße steht an. Und so muss Giovanni Cortese ab kommender Woche wieder mit dem penetranten Gebrause rechnen.
Exakt 95 Meter ist der Kanal lang, der im ersten Schritt erneuert wird. "Hier haben wir dringend notwendigen Handlungsbedarf", sagt Frank Klatte. Der Mitarbeiter des Tiefbauamts koordiniert das aufwändige Kanal-Sanierungsprogramm der Stadt. In den kommenden vier Jahren sollen vier Millionen Euro in die Unterwelt investiert werden.
Die Zufahrt von der Straße Zur Loev in den reinen Fußgängerbereich der Wilhelmstraße ist mit Pylonen abgesperrt. Kanaldeckel sind entnommen. Gitter und Plastikhütchen sichern die Löcher ab. Ein Licht blinkt außerdem in den grauen Vormittag hinein. Aus einem Anhänger mit einem Pressluft-Aggregat lärmt es im ratternden Stakkato. Der Geruch dringt in die umliegenden Läden. "Das stinkt gewaltig", sagt Frisör Cortese.
Aus einem orangefarbenen Lieferwagen wird ein dicker Schlauch abgerollt, mit dem eine drahtige Rundbürste in den Kanal eingeführt wird. Diese schabt und kratzt durch das Rohr. Aus der Tiefe klingt ein rasselndes Grollen nach oben. "Eine Art Grundreinigung", erläutert einer der beiden Mitarbeiter eines Tiefbauunternehmens, das sich auf Kanalsanierungen spezialisiert hat, diese Vorbereitung für die anstehenden Sanierung.
Außerdem macht eine Kamera Aufnahmen vom tatsächlichen Zustand des Kanals - sofern die vorhandene Einrichtung diesen Namen überhaupt noch verdient. Risse, Brüche und ganze Abschnitte, wo nur noch Erde und Kiesel zu erkennen sind, zeigen die Dringlichkeit der Sanierung auf. 32 Meter Kanal werden in geschlossener Bauweise saniert - mit Hilfe des so genannten Inline-Verfahrens. Eine Art Schlauch wird dabei durch das bestehende System geschleust. Ende März soll das geschehen. "In zwei, drei Tagen ist das passiert", schätzt Frank Klatte.
In der vergangenen Woche wurden die Vorarbeiten durchgeführt. Zwei Spezialisten verfüllten mit Hilfe eines so genannten Packers Risse und Löcher mit einem Kunstharz. Das Gerät erinnert an eine überdimensionale, fast zwei Meter lange Tube - graublau und schon reichlich ramponiert sieht es aus. Der Packer wird in den Kanal geschoben, aus seinen Düsen wird das Kunstharz ausgepresst.
Mehrere Wochen wird die Sanierung zwischen VHS-Haus und HausWilhelmstraße 160 dauern. Der Kanal zählt zu den ältesten der Stadt. Er dürfte aus der Vorkriegszeit des 20.Jahrhunderts stammen, mutmaßt Klatte. Für die Erneuerung des Kanals auf 53 Metern muss die Straße geöffnet werden. Verkehrsbehinderungen sind dann nicht ausgeschlossen. "Ein Lieferverkehr wird nicht möglich sein", sagt Frank Klatte zur WZ. Knapp 50000 Euro kostet die Gesamtmaßnahme.