Wülfrath: Der Abschied vom Ärztehaus

Nun soll auch das Gesundheitszentrum geschlossen werden. St.Antonius will die Verträge mit der Herminghausstift- Gesellschaft auflösen. Die kündigt allerdings weiteren Beratungsbedarf an.

Wülfrath. Das Aus des Herminghausstifts ist ein Beispiel für einen Niedergang in kleinen Schritten. Der finale Höhepunkt in der medizinischen Geschichte des Hauses: Zum 30. April 2009 soll das Gesundheitszentrum geschlossen werden. St.Antonius-Verwaltungsdirektor Wolfgang Peetz bestätigte unserer Redaktion am Montag: "Wir wollen die Verträge mit der Herminghausstift-Gesellschaft auflösen." Der Antonius-Aufsichtsrat muss die Schließungsabsicht in seiner Sitzung am 26. März noch in einen Beschluss fassen.

18. Dezember 2002: Champagner-Stimmung wurde im Krankenhaus verbreitet. Nicht weniger als die "Unterstützung und Weiterentwicklung des Gesundheitswesens Wülfraths", sollten die Unterschriften sicherstellen, die damals den Vertrag zwischen dem Wuppertaler Klinikverbund auf der einen Seite sowie Stadt und Evangelisch-Reformierter Kirchengemeinde als Herminghaus-Gesellschafter auf der anderen Seite unter den Erbbaurechtvertrag setzten. 50 Jahre sollte der Vertrag laufen. Keine sieben Jahre später soll er "abgewickelt" werden.

Große Pläne für den Standort Wülfrath hatte der Verwaltungsdirektor noch zu Jahresanfang für das Ärztehaus geschmiedet. Mehrere Gründe, so Peetz auf Nachfrage der WZ, haben zum jetzt doch plötzlichen Aus geführt. So laufen noch immer rechtliche Auseinandersetzungen zur Niederlassung eines Internisten und zur Rechtmäßigkeit eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ).

Die neue Honorarordnung, die landauf, landab Ärzte in Scharen zu Protesten auf die Straße treibt, "lässt die Erlöse auch bei uns einbrechen", so Peetz. Als "den Tropfen auf den heißen Stein" beschreibt er den anhaltenden Zwist zwischen Antonius und Herminghaus über die künftige Nutzung des ehemaligen Krankenhauses und eine Neuaufstellung des Vertragsverhältnisses.

"St. Antonius hat den Eindruck gewonnen, dass man in Wülfrath nicht erwünscht ist", sagte Peetz. In der Vergangenheit hätten die Kliniken immer wieder die mangelnde Unterstützung durch die Stadt beklagt. "Jetzt reicht’s. Jetzt ist - vorbehaltlich des Aufsichtsratsbeschlusses - Schluss. Unser Vorschlag: Wir lösen die Verträge auf. Die Freie Aktive Schule kann kaufen, Herminghaus kann die Grundstücke vermarkten."

St. Antonius kann seinerseits die Angebote im OP-Trakt einstellen. Ob Herminghaus aber die Aufkündigung der Verträge hinnimmt? "Das kann jetzt nicht beantwortet werden. Wir sind in Verhandlungen", so Bernd Muttersbach, Geschäftsführer der Gesellschaft. Heute tagt bereits die Gesellschafterversammlung.

Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff will auf Nachfrage keine Prognose wagen, wie eine Entscheidung aussehen könnte. Sie will sich ihrerseits aber darum kümmern, dass beispielsweise der Augenarzt des Gesundheitszentrums in Wülfrath gehalten werden kann, "und ich bin da zuversichtlich".

Offen ist auch noch, welche Folgen der Ausstieg von St. Antonius für die Freien Aktiven Schulen Wülfrath (FASW) haben wird. "Wir warten erst einmal ab, was die Gesellschaft beschließen wird", so Geschäftsführer Robert Freitag.

Er schließt nicht aus, dass auch das leer stehende Kinder- und Jugendhaus In den Eschen noch einmal eine Alternative als Schulstandort werden könnte - dabei hatte man diesen schon früh abgehakt.

Wülfrath und St. Antonius haben nicht zueinander gepasst. Sechs Jahre und drei Monate nach dem Abschluss des Erbbaurechtsvertrags will sich der Wuppertaler Klinikverbund aus Wülfrath komplett verabschiedet. War er je in Wülfrath angekommen? Irgendwie stellt sich diese Beziehung als großer Irrtum heraus. Es gab nur eine Phase, in der sich alle lieb hatten: 2003 stellten Antonius, Politiker, Kirchenleute und Bürger eine Menschenkette rund ums Haus - ein Kampf gegen die Schließung, der Ende 2006 verloren wurde. Da wurde der Krankenhausbetrieb eingestellt.

Geriatrische Reha-Klinik, Medizinisches Versorgungszentrum: Von den Zielen der Wuppertaler wurde nichts umgesetzt. Jetzt soll auch das Gesundheitszentrum seinen Betrieb beenden. Kein ruhmreicher Abschied. Die Gründe sind vielfältig: Landesgesetze, Finanzreformen, ein dauerbelastetes Klima zwischen Krankenhaus-Betreiber und niedergelassener Ärzteschaft und der Dauerzoff mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Aber auch das bisweilen arrogant anmutende Auftreten der Klinikvertreter hat die Grundstimmung immer wieder belastet. Nein, Antonius und Wülfrath war nie eine Liebesbeziehung.