1800 Nettetaler machen sauber

Die Stadt nahm erstmals an der Putz-Aktion „Let’s Clean Up Europe“ teil. Drei Tage lang sammelten die Freiwilligen Müll.

Foto: Joachim Burghardt

Nettetal. In den Büschen ein Wegweiser und im Gras eine Drahtrolle, in den Blumen eine Tabakdose und zwischen Bäumen ein Koffer: „Es ist ebenso kurios wie ärgerlich, was die Leute alles in die Natur schmeißen“, wundert sich Joachim Sczyrba, Leiter der Realschule in Kaldenkirchen, über die Funde, die Schüler bei der Aktion „Let’s Clean Up Europe“ einsammeln. Die jungen Leute gehören zu den mehr als 1800 Müllsammlern, die am Wochenende in ganz Nettetal unterwegs sind. Sie säubern Parks und Spielplätze, Wanderwege und Seeufer von Unrat und Abfall, den rücksichtslose Bürger illegal entsorgt hatten.

„Wie kommt das nur hierher?“, staunt Feli. Die Realschülerin findet in Waldkräutern neben der Sequoiafarm im Grenzwald Folien, Seile und Plastikdosen. Dazu sammeln ihre Mitschüler Drähte, Flaschen und Tabakdosen vom Wegrand ein. Geschützt mit dicken gelben Handschuhen stecken sie die Abfälle in ihre blauen Müllsäcke, zeigen die Fundstücke ihrer Lehrerin.

„Die Schüler sind mit großem Eifer dabei“, meint Nicole Appenrodt. Sie hatte die Schüler in Gruppen eingeteilt, die zwischen Galgenvenn, Sequoiafarm und Wassergarten Müll sammeln. Vom Wohnviertel in Kreuzmönchdorf war so die Klasse 6 in den Grenzwald gezogen. Realschüler Maurice macht dabei keinen Hehl aus seinem Unverständnis: „Die Leute, die sowas hierhinwerfen, schaden der Umwelt.“ Einzelne achtlos weggeworfene Zigarettenkippen summieren sich zu hunderten, überall liegen tödliche Tierfallen wie Plastik- und Pappbecher oder Drahtschlingen.

So wie die Realschüler sind von Freitag bis Sonntag unter dem Motto „Nettetal putzt sich heraus“ viele Helfer in allen Stadtteilen unterwegs. Rund 25 Institutionen beteiligen sich, von Kindergärten und Schulen über Vereine und Parteien bis zu Flüchtlingsgruppen, Jugendfeuerwehr und Mitarbeitern der Stadtverwaltung. „Mehr als 1800 Teilnehmer“ hat Heike Rose, Bildungskoordinatorin der Stadt, registriert.

Überall im Stadtgebiet sind die Müllsammler mit ihren blauen Säcken unterwegs. Mehr als 1000 kleine und über 700 große Paar Handschuhe wurden vorher an sie verteilt, dazu etwa genauso viele gelbe Warnwesten. Ist ein Gebiet durchforstet oder stoßen die Helfer auf große Fundstücke, informieren sie per Handy den Baubetriebshof. Dessen Mitarbeiter rücken dann aus und holen den Müll ab. Bis zum Samstagnachmittag sind auf dem Hof mehr als anderthalb der großen Müllmulden voll mit Abfall, auffällig dabei die vielen Autoreifen.

Eine genaue Auswertung werde nach Abschluss der Aktion erfolgen, kündigt Ronald van Zanten, Leiter des Baubetriebshofs, an. „Ich finde es mehr als erfreulich, dass so viele Menschen mithelfen, unsere Stadt sauberer zu machen“, lobt er. Einige hätten mit mehr Müllaufkommen gerechnet, so Mitarbeiter der Verwaltung. Der Ingenhovenpark sei „relativ sauber“ gewesen. Es sei aber zu früh, eine Tendenz abzuleiten.

Unter den Fundstücken ist auch ein hellblauer Koffer, den Schüler der Gemeinschaftsgrundschule Kaldenkirchen gefunden hatten. „Wir machen die Natur wieder sauber“, sagt die siebenjährige Valerie.