Ausländerbehörde: Uniform für Mitarbeiter angeschafft
Die Einheitskleidung soll im Falle von Abschiebungen deeskalierend wirken.
Viersen Bei Abschiebungen von Menschen, die kein Bleiberecht in Viersen haben, geht die Stadt bald neue Wege: Sie setzt auf Uniformen für die Bediensteten der Ausländerbehörde. Bislang rückten sie in ihrer privaten Kleidung zu den Abschiebe-Einsätzen aus. „Die Mitarbeiter sollen bei einer Abschiebung als Vertreter der Stadt zu erkennen sein“, sagt Kämmerer Norbert Dahmen. Ihre offizielle Funktion sei damit eindeutig, außerdem würde ihnen mit größerem Respekt begegnet.
Dahmen verweist auf die positiven Erfahrungen, die die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes seit der Einführung der neuen Uniformen gemacht haben. „Viele Bürger haben sehr gut auf das einheitliche Erscheinungsbild reagiert“, sagt Dahmen.
Die neuen Uniformen sollen voraussichtlich bis Jahresende für die sechs Mitarbeiter des Pools angeschafft werden, die den Abschiebungen beiwohnen. Rund 1100 Euro kostet die Dienstbekleidung insgesamt.
Die meisten Menschen, deren Antrag auf Asyl negativ beschieden wurde, gehen freiwillig. 131 Frauen, Männer und Kinder sind in diesem Jahr freiwillig aus Viersen in ihre Heimat zurückgekehrt. Dem stehen bislang 26 Abschiebungen gegenüber. „Eine Abschiebung kommt als ultima ratio erst dann in Betracht, wenn keine freiwillige Ausreise erfolgt“, betont Stadtsprecher Frank Schliffke. „Die Betroffenen werden hierüber ausführlich schriftlich sowie in persönlichen Gesprächen belehrt.“
Es geht nicht immer friedlich zu, wenn es zu Abschiebungen in Viersen kommt, berichtet der Leiter des Fachbereichs Ordnung, Thomas Ricker. „Relativ stressfrei verlaufen meist die Abschiebungen von Familien.“ Schwieriger sei es meist bei Abschiebungen von Alleinreisenden. „Manch einer hat sich damit abgefunden; dann verläuft das absolut gewaltfrei.“ Doch das sei nicht immer so. Seine Mitarbeiter seien auch schon angespuckt worden, bisweilen würden klare Drohungen ausgestoßen. „Abschiebungen sind immer Stresssituationen — für alle Beteiligten“, sagt Ricker. Er ist zuversichtlich, dass die neuen Uniformen deeskalierend wirken können. „Eine Uniform schafft Distanz.“
Bereits in den vergangenen Wochen hätten die Mitarbeiter leihweise Westen des Ordnungsdienstes angezogen und gute Erfahrungen damit gemacht. „Einhellige Meinung war: ,Das kommt gut an.’“, berichtet der Fachbereichsleiter. Auch strategisch sei die Ausstattung der Mitarbeiter mit Uniformen wünschenswert: „Häufig sind auch Polizeibeamte bei den Abschiebungen anwesend“, erklärt Ricker. Treten neben diese Uniformierten weitere Uniformierte der Stadt könnte die Lust, Widerstand zu leisten, sinken.
Ricker betont, dass die Stadt Viersen die Abschiebungen so human wie möglich vornimmt. „Ist’s im Heimatland kalt, haben wir eine Winterjacke dabei — und wir bringen immer auch einen Koffer mit.“
Zu erwarten ist, dass die Zahl der Abschiebungen in den nächsten Monaten zunehmen könnte. Aktuell leben 816 Asylbewerber in Viersen, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen sind. Weitere 70 Ausländer, deren Verfahren abgeschlossen ist, leben derzeit geduldet in Viersen.