Blutbuche hatte einen „Metallkern“

Man könnte meinen, sie hätte sich bis zum Schluss gewehrt: Im Stamm der Buche sind Förster auf Beton und Steine gestoßen — und hatten damit jede Menge Arbeit.

Foto: Senf

Leuth. Die imposante Blutbuche auf dem Leuther Friedhof ist weg. Nach den Fällarbeiten in der vergangenen Woche sind nun nahezu alle Reste des einst knapp 23 Meter hohen Baumes entfernt worden. Nur noch der Stumpf ragt in einer Höhe von etwa 40 bis 50 Zentimetern aus dem Boden. Er ist bedeckt mit Sägespänen. Zuletzt hatte der Stamm einen Umfang von gut 6,30 Metern. Allerdings setzte Pilz dem Baum stark zu.

Hubert Jöpen und sein Team nahmen die Fällung vor. Der Forstwirtschaftsmeister schätzt, dass sie 40 bis 50 Tonnen Holz abtransportiert haben. Drei Tage lang sägten sie an dem Baum. Am zweiten Tag war ein Autokran angerückt, um die massiven Holzstücke abzutragen. Weitere zwei Tage dauerte es, bis sie mit den Aufräumarbeiten fertig waren. Es war vorsichtige Handarbeit angesagt, denn die Gräber ringsum durften nicht beschädigt werden. Viele Besucher schauten Jöpen und seinen Mitarbeitern zu — und manch einer nahm sich ein Souvenir mit. „Wir haben den letzten Teil des Baums in Scheiben geschnitten“, sagt Jöpen. „Einige haben kleine, andere größere davon mitgenommen.“ Die schwerste Scheibe habe sich ein Mann aus Kaldenkirchen von dem Team sogar nach Hause liefern lassen: „Die Scheibe wog gute drei Tonnen“, sagt Jöpen.

Wie alt die Buche war, darüber gehen die Schätzungen auseinander, heißt es von der Stadt Nettetal. Man habe sich auf 200 bis 300 Jahre geeinigt, sagt eine Sprecherin. Die Fällung war Mitte Juni Thema im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz. Wegen starken Pilzbefalls sei der Baum nicht mehr verkehrssicher, hieß es. Allerdings kam der Kreis Viersen einer städtischen Entscheidung zuvor. Der Grund: Gefahr im Verzug. Auch Jöpen sagt: „Das kann ich gut nachvollziehen. In einer Höhe von etwa fünf Metern waren zwei Pilze voll dran.“ Vom Boden aus sei das nicht zu sehen gewesen. „Das ist das Täuschende daran“, sagt Jöpen. Der Baum sei nicht zu halten gewesen. „Der Verlauf hätte sich fortgesetzt.“

Während die Arbeiten zunächst nach Plan verliefen, kam die Überraschung zum Schluss. „Unten im Stamm waren Beton und Steine“, sagt Jöpen. Das habe man früher gemacht, um Fäulnis auszugießen. „Für uns war das eine Katastrophe“, sagt der Forstwirtschaftsmeister. Ketten gingen kaputt, weil die Zähne verbogen. „Wir haben uns ganz langsam vorgetastet“, berichtet Hubert Jöpen.

Laut Stadtsprecherin soll nun noch der Stumpf entfernt und im Herbst etwas Neues gepflanzt werden. „Wie das laufen soll, ist aber noch unklar.“ In einer Bürgerbefragung habe sich die Mehrheit für eine neue Blutbuche ausgesprochen.