Ein Vierteljahrhundert gelebte Rockmusik
Das „Quartier Latin“ in Kaldenkirchen ist eine der letzten Musikkneipen in der Stadt. Seit 25 Jahren wird dort gerockt, getrunken, gekickert und gequatscht.
Kaldenkirchen. Manche Orte besucht man als Fremder und verlässt sie als Freund. Das „Quartier Latin“ ist ein solcher Ort. Seit 25 Jahren sorgen Mark Dors, Thomas „Meat“ Kolodziej, Röschen und Pepe dafür, dass in dem historischen Gebäude an der Bahnhofsstraße 60 in Kaldenkirchen rockige Musik zu hören ist, dass das Bier kühl serviert wird und dass sich jeder willkommen fühlt.
Die Musikkneipe mit der langen Holztheke, den bunten Musikplakaten an den Wänden sowie Kicker und Ofen spricht jedes Alter, jede Schicht an. „Hier steht der Arzt neben dem Müllmann“, sagt Mark Dors, während er ein Pils zapft. Wer die Kneipe betritt, wird direkt freundlich gefragt: „Was willst du trinken?“ — während sich der Arm schon zu den Gläsern reckt. Meist wird ein Bier bestellt, mal ein Kurzer, auch ein Mineralwasser lässt den Barmann nicht zucken. „Hier kann jeder trinken, was er will“, sagt er.
Mark Dors, Wirt
Seit 25 Jahren steht Dors regelmäßig als Chef am Zapfhahn, es ist ein Hobby für ihn wie für die übrigen drei Partner. Angefangen haben alle als Kellner im „Bacca“, bis dessen Besitzer Axel Langer ein neues Team für’s Quartier suchte.
Vielleicht ist diese Lässigkeit das Erfolgsgeheimnis von einer der letzten Musikkneipen in Kaldenkirchen. „Wir konnten es immer locker nehmen, mussten nie davon leben“, erzählt Mark Dors.
Till Kreutzer (21), Gast
Till Kreutzer (21) und Marius Panzer (19) haben zielsicher in das kleine Haus mit der fuchsiafarbenen Tür gefunden: Erst seit kurzem wohnen die beiden in Kaldenkirchen, studieren an der Fontys-Hochschule. Das „Quartier Latin“ — viele nennen es noch „Bei Axel“ — betrachten sie als zweites Wohnzimmer. „Hier ist alles, was eine gute Kneipe ausmacht“, sagt Till Kreutzer zwischen zwei Kickerpartien. Und die Musik, die gern zwischen Jimi Hendrix und Frank Zappa angesiedelt ist? Die beiden Jugendlichen nicken: „Geht.“
Die Musik macht das Quartier Latin aus: Die Zahl der Konzerte in den vergangenen 25 Jahren können Mark und Meat nur schätzen auf „300“ und „400“. Viele lokale Bands haben dort erstmals vor größeren Publikum gespielt, viele Musiker kommen immer wieder gern. Beim Spring Jam Open Air am Frühlingsfest-Wochenende (29./30. April) wird der Vorplatz zur Bühne: „Wir kümmern uns um alles“, sagt Meat. International werden die Besucher beim Chopper Town Meeting. Meat ist selbst Besitzer einer Kawasaki Z1000.
Das Vierteljahrhundert mit Mark, Meat, Röschen und Pepe wird am zweiten Februar-Wochenende mit Cocktails und schräger Musik der Schrammletten (am Samstag, 11. Februar) gefeiert, am Sonntag spielen Jancee. „Jeder kann mitfeiern, solange Platz ist“, sagt Mark Dors. Auch nach 25 Jahren sind alle vier mit dem Herzen bei der Sache — auch wenn sie kellnern an zwei aufeinanderfolgenden Abenden möglichst vermeiden an dem Ort, wo Fremde zu Freunden werden können.