Kempen Boxclub-Ärger landet vor Gericht
Der frühere Vorsitzende ist angeklagt. Er muss sich am Montag wegen des Vorwurfs der Untreue vor dem Amtsgericht verantworten.
Kempen. Mehr als drei Jahre nach Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten im damaligen Vorstand des Boxclubs (BC) landen die Vorfälle nun vor Gericht. Ein Sprecher des Krefelder Amtsgerichtes bestätigte der WZ, dass es am kommenden Montag eine Verhandlung in der Sache gibt. Nach Angaben des Gerichts ist der frühere Vorsitzende des Kempener Vereins wegen Untreue angeklagt. WZ-Informationen, nach denen es sich um mehr als 100 Fälle von Untreue handelt, wollte der Gerichtssprecher nicht bestätigen. Details der Anklage würden am Montag in der öffentlichen Verhandlung vorgetragen.
Einige Mitglieder des Vereins hatten im Sommer 2013 Unregelmäßigkeiten bei der Kassenführung des Vereins vermutet. Der damalige Vorsitzende hatte jedoch wenig Interesse an einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu diesem Thema. Trotzdem gab es dann später doch eine Versammlung, bei der der Vorsitzende seinen Hut nahm. Ein neues Vorstandsteam übernahm die Aufgaben und führte den Kempener Boxclub in ruhigere Fahrwasser.
Gleichzeitig machten sich die neuen Vorstandsmitglieder an die Aufarbeitung der Vorgänge in den Jahren von 2009 bis 2013. Im Dezember 2013 bestätigte der damalige Vorsitzende Peter Gorgon, dass der Verein die Vorgänge zur Anzeige gebracht hat. Demnach seien „Ausgaben über mehrere 10 000 Euro nicht belegt“ gewesen.
Im Rahmen einer Mitgliederversammlung Ende 2013 deutete der damals amtierende Vorstand einige Vorwürfe an, die im Raum standen. So soll der 2013 zurückgetretene Vorsitzende während seiner Amtszeit unter anderem seine Sozial- und Krankenversicherung vom Konto des Boxclubs bezahlt haben. Ferner entdeckte der damals neue Vorstand nach eigenen Angaben „einige ungeklärte Barauszahlungen“ vom BC-Konto. Auf diese Vorfälle stießen die Vorstandsmitglieder nach eigener Aussage, weil sie mit der Hausbank „gut kooperiert“ haben. „Wir haben 180 Seiten Kontoauszüge studiert“, sagte Peter Gorgon im Dezember 2013.
Die Unterlagen übergaben die Boxclub-Mitglieder schließlich an die Ermittlungsbehörden. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zogen sich dann länger hin — bis es eben jetzt zur Anklage kommt.
Auch im Bereich von Politik und Behörden sorgte die exklusive Berichterstattung der WZ 2013 für Aufsehen. Vor allem deshalb, weil der Verein über mehrere Jahre öffentliche Zuschüsse bekommen hatte. So flossen zwischen 2008 und 2012 insgesamt 19 000 Euro aus der Kasse der Stadt Kempen aufs Konto des Boxclubs. Mit diesem Geld unterstützte die Stadt die Arbeit des Vereins — „wegen des Integrationsgedankens“. Im Boxclub waren und sind viele Jugendliche mit Migrationshintergrund aktiv.
Vom Landessportbund (LSB) gab es ebenfalls regelmäßige Zuschüsse für den Kempener Verein. Diese wurden auch nach Bekanntwerden der Turbulenzen weiter gewährt. So freute sich der Verein im Sommer 2014 über weitere 9300 Euro vom Landessportbund. Der Boxclub befindet sich nach eigenen Angaben seit 2014 wieder im Aufwind. Man erfreue sich über gute Mitgliederzahlen und einige erfolgreiche junge Sportler.