Katze aus Baumspitze befreit

24 Stunden hing Pipa in der Tanne fest. Am Montag kam dann die Feuerwehr.

Niederkrüchten. Wenn die Feuerwehr ausrückt, heißt das nicht immer, dass es brennt oder ein schwerer Unfall passiert ist. Es gibt Einsätze, die gehen ohne großes Blaulicht-Gewitter über die Bühne — und trotzdem unter die Haut. „Tier in Not“ hieß die Alarmierung am Montagmorgen für die Feuerwehr in Niederkrüchten.

Und zwar ganz in der Nähe des Venekotensees. Die meisten Wehrleute dachten zunächst an einen Schwan, denn davon hatte man in den vergangenen Monaten gleich mehrere von Angelhaken befreien müssen. Aber diesmal war es Pipa, die in luftiger Höhe saß und nicht mehr herunter konnte.

Die knapp einjährige Katze hatte eine sechs Meter hohe Tanne erklettert. Ein dürres Gerippe von einem Baum, das einen Menschen schon in gut anderthalb Metern Höhe nicht mehr getragen hätte. Für Pipa ging es aber immer weiter hinauf — und nicht wieder runter.

Passiert war das alles schon am Sonntagmorgen. Frauchen Margarethe Lenzen war mit der zwölfjährigen Hündin Nelly zum Frühspaziergang aufgebrochen — und mit Pipa. Eigentlich sollte die eine Wohnungskatze sein, denn sie hat in ihrem kurzen Leben schon einiges mitgemacht. „Aber das Wetter war so schön, und da wollte ich ihr die tolle Umgebung nicht vorenthalten“, erzählt Margarethe Lenzen.

Und Pipa ging mit. Klar ist, dass die Angst sie immer höher in den Baum getrieben haben muss. Ob sie aber vor einer anderen Katze oder einem Hund davongelaufen ist — Margarethe Lenzen weiß es nicht. Unten am Baum fand sie Kratzspuren, und auch das Futter, das sie dort hinstellte, um Pipa herunterzulocken, verschwand.

Den ganzen Sonntag über versuchte sie mit Freunden und Nachbarn, irgendwie die Katze vom Baum zu bekommen. Alle Leitern waren zu kurz, und auch der Versuch, mit dem Wasserschlauch die Katze zur Umkehr zu bewegen, scheiterte. Pipa saß weiter in der Spitze des Baumes und jammerte.

„Nachts um halb vier habe ich noch nachgeguckt“, sagt Traudel Hummen. Sie hat eine ganz besondere Beziehung zu Pipa. Denn ihre Tochter und ihre Enkelin fanden im vergangenen Mai das nicht einmal vier Wochen alte und völlig verwahrloste Fellknäuel im Brachter Depot. Pipa verlor ein Auge, das nicht zu retten war — aber sie überlebte. „Das war großes Glück, die Tierärztin hat gesagt, noch eine Nacht hätte sie nicht überlebt“, erzählt sie.

Weil ihre Wohnung zu klein war, zog Pipa bei ihrer Freundin und Nachbarin Margarethe Lenzen und Hündin Nelly ein.

Für die Feuerwehr war das Happy End schnell herbeigeführt. Mit der Drehleiter fuhr ein Feuerwehrmann an die Tanne heran, griff zu und angelte Pipa zwischen den Nadeln weg, um sie kurz darauf in die Arme einer überglücklichen Margarethe Lenzen zu legen.

Die muss übrigens nichts für den Einsatz bezahlen, die Kosten trägt das Land. Einsätze mit Tieren in Not sind für die Feuerwehr übrigens nicht so häufig, wie man landläufig denkt. Die benachbarte Schwalmtaler Wehr verzeichnet im Jahr 2012 ganze sieben Einsätze dieser Art, in Viersen waren es 43. In Mönchengladbach spricht die Statistik von bislang 22 Einsätzen in diesem Jahr, in Krefeld von 37.

Darunter sind aber alle Tier-Einsätze zusammengefasst, auch spektakuläre wie ein Pferd, das im Swimmingpool landet. Schwäne mit Angelhaken im Schnabel kommen häufiger vor, gelegentlich gilt es auch, Entenküken aus einem Gulli zu befreien.