Kempen Arbeiten mit Wiki, „Wolke“ und App

Wie halten es Unternehmen in der Region mit der Digitalisierung? Die WZ hat sich an verschiedenen Standorten umgehört.

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Kempen/Willich/Vorst. Wenn Politiker derzeit über die Zukunft der deutschen Wirtschaft sprechen, fällt stets das Wort „Digitalisierung“. Der Tenor: Die Zukunft von Unternehmen, egal ob klein, mittelständisch oder groß, liegt in modernen technischen Möglichkeiten wie Cloud Computing (u.a. das Speichern von Daten in externen Rechenzentren), Kundenkontakt über soziale Medien und der Vereinfachung von Arbeitsabläufen über Apps. Sehen die Firmen das genauso? Die WZ hat sich bei Betrieben in der Region umgehört, wie sie es mit der Digitalisierung halten.

Das auf Lebensmitteltechnik spezialisierte Unternehmen „Florin“ mit Sitz in Willich setzt aktuell zahlreiche innovative Möglichkeiten um. „Vor drei Monaten haben wir im Haus ein eigenes Wiki als Datenbank eingeführt“, sagt Falk Glauner, der sich im Betrieb um die Einführung neuer digitaler Angebote kümmert.

Wie bei der bekannten Informationsplattform Wikipedia können die Florin-Mitarbeiter Informationen zu Kunden und Sachfragen in das firmeninterne System eintragen. So sollen alle stets auf dem gleichen Informationsstand sein.

Seit einigen Tagen ist auch ein Cloud-System im Einsatz. „Cloud“ ist das englische Wort für Wolke. Die Einführung war gar nicht so einfach. „Man braucht schon zwei Freaks, die sich da reinknien“, sagt Glauner. Die Vorteile der Cloud lägen auf der Hand: „Viele arbeiten auch von Zuhause oder am Wochenende.“ Jetzt kann jeder der 24 Mitarbeiter rund um die Uhr auf Dokumente und Dateien zugreifen, ohne sie auf eigenen Geräten speichern zu müssen.

Wichtig war für Glauner, dass die Firma den Server, auf dem sie alle Dateien speichert, selbst verwaltet. Aus Gründen der Datensicherheit wollte Glauner die Speicherplattform nicht zu einem Spezialunternehmen auslagern. In den nächsten Tagen erhält Florin noch ein Computerprogramm, das Schreibarbeiten und Auswertungen im Labor erleichtern soll. Und wie kommt die Digitalisierungswelle bei den Kollegen an? Manche seien begeistert, bei anderen gebe es noch etwas Skepsis. Insgesamt wachse die Akzeptanz für neue elektronische Helfer im Arbeitsalltag, so Glauner.

Auch bei „Engels Kerzen“ in Kempen sind die Verantwortlichen davon überzeugt, dass der Betrieb am Puls des Computerzeitalters bleiben muss. „Die Welt wird immer digitaler. Da müssen wir uns entsprechend anpassen“, sagt Unternehmenssprecherin Julia Bleser. Bei der Auftragserfassung hilft den 50 Mitarbeitern eine App. Im Kundenkontakt ist Facebook eine feste Größe geworden. „Auf unserer Seite sieht man eine rege Beteiligung“, sagt Bleser. Besonders der Onlineshop profitiere von der Präsenz auf Facebook. Vornehmlich würden auf diesem Weg Privatkunden angesprochen.

„Arca Ventile“ mit Hauptsitz in Vorst ist in Sachen Digitalisierung ein Vorreiter. Seit 20 Jahren hilft eine Kooperation mit Siemens, technisch auf dem neusten Stand zu sein. Geschäftsführer Markus Dönni sagt: „Wir haben zudem SAP im Einsatz. Über alle Standorte hinweg arbeiten wir mit dem gleichen System.“ So vereinfache sich die Zusammenarbeit zwischen den Dependancen in Deutschland, den USA, China und anderen Ländern. Auch Bewerbungen und Kundenbetreuung laufen elektronisch, so Dönni. Damit deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung mithalten können, erwartet er von der Politik, den Ausbau schneller Internetverbindungen rascher voran zu treiben. Andere Länder seien besser aufgestellt.