Ausstellung in Kaldenkirchen: Finster, hart und bedrückend

Künstler aus London wollen mit ihren Werken in der Galerie Nostheide- Eycke provozieren.

Kaldenkirchen. Wollen sie mir die gute Laune nehmen? Die Londoner Künstler Shaun Doyle (40) und Mally Mallinson (38) hätten da nur eine Antwort: "Genau das wollen wir mit unserer Installation erreichen." Am Dienstag wurde in der Galerie Petra Nostheide-Eycke eine "finstere", schwer verständliche, aber umso interessantere Ausstellung eröffnet.

Düster-dunkles Holz-Imitat, schwer wirkend, hart und bedrückend. Den Kontrast bilden bunt aufgesetzte Neon-Miniaturen und -schriften wie eine Gitarre oder die Schriftzüge "Bar" und "Sexy". Und das an Objekten, die eindeutig als Panzersperren aus dem 2. Weltkrieg zu erkennen sind: Die Irritation ist perfekt.

Und die geht weiter bei "Return to the Black Forest Ghetto". Das ist der Titel einer Ausstellung, die vor allem eines ist: erklärungsbedürftig. Da sollte man schon wie der Kaldenkirchener Wolfgang Linneweber wissen, dass es sich bei diesem Werk der Londoner auch um "eine harsche Kritik" einer verfehlten Deutschtümelei um Adolf Hitler in britischen Medien handelt.

Ganze Seifenopern mit Hitler als komischer Geselle habe es da gegeben, der die Lacher auf seiner Seite hatte, so Linneweber. Der Begriff und die Figur Hitler sei in England "fast folkloristisch" bis zur Lächerlichkeit vermarktet worden, bestätigt Theo Landers von "Odda", einem Zentrum für zeitgenössische Kunst in Venray/Niederlande.

Wenn man das weiß, wird der Anspruch von Doyle und Mallinson schon verständlicher. Ein Wolpertinger mit zwei Riesenhörnern, eine Art Bambi-Verschnitt persifliert die Situation. Und drohend verkünden dunkle Wimpel an der Decke, eigentlich in bunter Urform ein Zeichen von Fröhlichkeit, ziemliches Ungemach.

Eine Oma sitzt da, wie alle anderen Werke der Installation aus Styropor geschnitten und mit Hilfe von Polyester zum Eindruck von schwerem, dunklen Holz verarbeitet. Die Oma sieht aus, als ertrüge sie stoisch alles Leid dieser Welt- eine beeindruckende Figur, deren Zürückhaltung und klassische Linienführung imposant ist.

Verfremdete Insignien deutscher Lebensweise sind zu erkennen, so ein umgestürztes Bierfass wie vom Oktoberfest. Mit einer Buchstaben-Typografie, wie man sie eher von Gedenktafeln Kriegsgefallener kennt. Merkwürdige, fast sinnlose Sätze sind zu lesen- so, als hätte sie ein seelenloser Übersetzungs-Apparat durcheinander geschüttelt.

Schließlich das "Hitler-House": Es ist einem Spielhaus für Kinder, einem Baumhaus entlehnt. Die Grausamkeit eines interpretierbaren SS-Totenschädels kann darin nur entdeckt werden. Der Hitler-Schnurrbart aber- auch Markenzeichen in Charlie Chaplins berühmter Film-Parodie- ist offensichtlich. Fazit: Eine finstere Ausstellung, die umso heller wird, je mehr man zu entdecken glaubt.