Bahnstraße: Neue Proteste
Die neue Regelung ist drei Wochen in Kraft. Erneut beschweren sich die Anwohner: Alles ist schlimmer geworden.
St. Hubert. Das Thema Bahnstraße bleibt ein Dauerbrenner: Die neue Tempo-Regelung ist gerade mal drei Wochen in Kraft — und schon gibt es neuen Ärger. Anwohner von Bahn- und Brunnenstraße haben eine Liste mit etwa 40 Unterschriften an das Ordnungsamt des Kreises Viersen geschickt.
Zur Erinnerung: Weil sich Anwohner bei der Bezirksregierung über zu viele Raser in der 30er-Zone beschwert hatten, wurde die Geschwindigkeitsregelung überprüft. Dabei kam heraus, dass die Bahnstraße gar nicht den „Charakter für eine 30er-Zone“ habe. Auf der „Durchgangsstraße“ muss laut Bezirksregierung Tempo 50 gelten.
Nach zähen Verhandlungen konnten sich Politiker und Verwaltung im September 2010 zu einem Kompromiss durchringen: Von der Kempener Landstraße bis zur Brunnenstraße gilt Tempo 50, ab der Brunnenstraße bis zur Breite Straße darf weiterhin nur 30 km/h gefahren werden (siehe Grafik).
„Durch den Tempo-Mix ist die Situation für die Anwohner noch schlimmer geworden“, sagt Heinz Vennekel, der an der Ecke Bahn-/Brunnenstraße wohnt. Vor allem an dieser Kreuzung komme es immer wieder zu Problemen. Vennekel: „Die Fahrbahnverengung und gleichzeitige Tempo-Änderung an dieser Kreuzung ist Wahnsinn. Aus beiden Richtungen führt die Verengung zu wilden Bremsmanövern.“
Weil Autos, Lkw und Busse an diesem „Nadelöhr“ nicht mehr aneinander vorbeikommen, könnten die Anwohner „wilde Szenen“ beobachten. „Der ein oder andere versucht sich dann durchzuquetschen. Das funktioniert nicht. Mit dem Ergebnis, dass schon Außenspiegel von parkenden Autos abgefahren worden sind“, sagt Heinz Vennekel.
Außerdem seien durch die neue Regelung neue Gefahren für Fußgänger und Radfahrer entstanden. „Aus dem Ort kommend geben viele Autofahrer wieder Gas und brettern in die unübersichtliche Kurve zur Einmündung, An Steinen“, sagt der Anwohner. Deshalb hätten sich die St. Huberter erneut an den Kreis Viersen gewandt — mit der Bitte die „alte 30-Regelung“ wieder einzuführen.
Vom Kreis gibt es dazu auch schon eine Antwort. „Zunächst ist die Stadt Kempen für die neue Regelung zuständig“, sagt Kreis-Pressesprecher Axel Küppers. „Der Kreis hat als Fachaufsicht zugestimmt. Gleiches gilt für die Bezirksregierung als übergeordnete Aufsichtsbehörde.“ Da es während des Verfahrens keine Einsprüche mehr gegeben habe, sei das Thema für den Kreis vom Tisch — trotz des Briefes der Anwohner. Küppers: „Wir sehen keinen Anlass, das Thema noch einmal aufzurollen.“
Und auch im Kempener Rathaus will man vorerst nicht am Tempo-Mix rütteln. „Das ist ein politischer Mehrheitsbeschluss des Stadtrates. Daran sind wir jetzt gebunden“, sagt der Erste Beigeordnete Hans Ferber. Außerdem sei die neue Regelung ja erst wenige Wochen in Kraft. Es müssten noch mehr Erfahrungswerte gesammelt werden, um über weitere Veränderungen nachzudenken.
Dies könnte zum Beispiel mit Blick auf den Busverkehr passieren. „Wir sind mit den Verkehrsbetrieben so verblieben, dass sie uns ein Signal geben, wenn es auf der Bahnstraße hakt“, sagt Ferber. Dies sei bislang nicht geschehen. „Bei uns ist noch kein negatives Echo angekommen.“