Schüleraustausch in Mülhausen Besuch aus dem südlichen Taiwan
Zwölf Schüler und eine Lehrerin aus dem Inselstaat sind in Mülhausen zu Gast. Gestern erlebten sie ihren ersten Tag an der Liebfrauenschule.
Mülhausen. Der Trubel am Düsseldorfer Flughafen kam Schülerin Cynthia (16) aus Taiwan noch vertraut vor. Spätestens bei der Weiterfahrt in Richtung Grefrath tauchte sie dann aber ein in eine ganz neue Welt. „Es ist das erste Mal, dass ich nach Deutschland komme. Fast alles ist neu für mich“, sagt sie auf Englisch. Cynthia ist eine von zwölf Schülern, die zusammen mit einer Lehrerin am Sonntag im Rahmen eines Austauschprogrammes der Liebfrauenschule Mülhausen nach Deutschland gekommen sind. Ihre Heimat ist Kaohsiung am Südchinesischen Meer, mit knapp 2,8 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Nun verbringen sie zehn Tage am Niederrhein bei Schülern des Gymnasiums.
„In dieser Zeit sollen sie verschiedene Seiten der deutschen Kultur kennenlernen“, sagt Organisatorin Yasmin Jeng-Zeitz, die seit 2010 Lehrerin in Mülhausen ist. Gestern erlebten sie ihren ersten Schultag an dem Gymnasium. In dieser Woche geht es unter anderem zur Burg Linn nach Krefeld und in die Düsseldorfer Altstadt; freitags steht eine Grillparty auf dem Programm. In der kommenden Woche werden der Zoo in Gelsenkirchen und der Kölner Dom besucht. Beeindruckt von der neuen Umgebung zeigten sich die Schüler schon jetzt. „Es ist sehr grün“, merkte einer an. „Der Verkehr ist geregelt und nicht chaotisch“, ergänzte ein anderer.
In der Liebfrauenschule nehmen die 16- und 17-Jährigen nun täglich von 8 bis 9.30 Uhr am Unterricht teil. Außerdem bereiten sie ein Abschlusskonzert vor, das am 27. August, einen Tag bevor sie ihre Heimreise antreten, im PZ stattfindet.
In ihrer Heimat besuchen sie die National Fengshan Senior High School. Hierbei handelt es sich um eine Oberstufen-Schule, an der die Jugendlichen drei Jahre lang unterrichtet werden. „Die Schüler können wählen, ob sie Japanisch oder Deutsch lernen wollen. Rund 700 der 2100 Jugendlichen haben sich für Deutsch entschieden“, erklärt Jeng-Zeitz. Die Unterschiede zum Unterricht in Deutschland seien sehr groß. „In Taiwan bestehen die Klassen aus bis zu 50 Schülern. Lehrer brauchen zum Unterrichten oft ein Headset und ein Mikrofon“, weiß Jeng-Zeitz.
An der Liebfrauenschule lernen die deutschen Schüler Chinesisch. „Wenn man ein Gespräch auf Chinesisch hört, dann kommen einem viele Worte schon bekannt vor“, sagt Emilia Horn (14). „Wenn wir uns unterhalten, tun wir das aber auf Englisch.“ Den Austausch in die Wege geleitet hatte Jeng-Zeitz im Oktober 2014. „Eine Sprache nur zu lernen ist langweilig. Es wird viel interessanter, wenn man sich mit den Leuten aus dem jeweiligen Land austauschen kann“, so Jeng-Zeitz. Daher meldete sie sich beim Goethe-Institut in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh; diese stellte umgehend den Kontakt nach Kaohsiung her.
Aus 40 Bewerbern wählte die Schule zwölf Schüler aus, die nun die weite Reise nach Deutschland antreten durften. Im April kommenden Jahres bekommen sie im Gegenzug Besuch aus Deutschland: In den beiden Osterferienwochen reisen die Liebfrauenschüler auf die Insel im westlichen Pazifik.