Die Chancen großer Projekte in Kempen

Gesamtschule, Kunstrasen, Pflegeheime — diese und andere wichtige Aufgaben stehen in Kempen an. Doch wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich in diesem Jahr auch wirklich was tut?

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Kempen. 2014 — ein Großteil der ersten Hälfte des noch jungen Jahres wird im Zeichen der Kommunalwahl am 25. Mai stehen. Doch auch jenseits des Wahlkampfes stehen in Kempen wichtige Ereignisse, Projekte und Entscheidungen an. Die WZ sagt Ihnen heute, welche das sind. Und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass 2014 bei diesen Projekten auch tatsächlich etwas passiert.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Ein Projekt, das bereits den Kommunalwahlkampf 2009 bestimmt hat, steht 2014 vor dem Abschluss: Der Kunstrasen auf dem Sportgelände an der Berliner Allee. Ende 2013 gab es endgültig grünes Licht vom Stadtrat für die Pläne, einen Aschenplatz durch künstliches Grün zu ersetzen. Mit 150 000 Euro ist der SV Thomasstadt an der geschätzten Investitionssumme von 620 000 Euro beteiligt.

Nach dieser beeindruckenden Leistung des Vereins und mit Blick auf die Wahl im Mai, wird die Stadt Kempen jetzt bei der Realisierung des Projektes keine Zeit verlieren wollen. Die Architektenleistungen waren bereits Thema im nicht-öffentlichen Teil der letzten Ratssitzung 2013. In der ersten Sitzung des noch jungen Jahres werden wohl weitere Weichen gestellt. Der Bau wird bald beginnen.

“ Die Wahrscheinlichkeit, dass der SV Thomasstadt 2014 das erste Heimspiel auf Kunstrasen austragen wird, liegt bei 75 Prozent.

36 stationäre und 14 ambulante Plätze sollen im geplanten Seniorenpflegehaus am St. Huberter Beyertzhof entstehen. Mit dem Kölner Lazarus-Hilfswerk hat die Stadt auch schon einen Träger gefunden. Von der Politik gab es ebenfalls schon Zustimmung. Der Bau des Gebäudes könnte im März 2014 beginnen, zuvor will die Stadt das Gelände erschließen.

Eine kleine Ungewissheit wird das Projekt aber begleiten: Die Proteste der Anwohner, die die Zufahrt über „ihre“ Straße nicht für gerechtfertigt halten, werden wohl nicht nachlassen. Über einen Düsseldorfer Anwalt versuchen die Anwohner weiterhin, gegen die geplante Zufahrt vorzugehen. Ein möglicherweise langwieriges Normenkontrollverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster droht, da die Anwohner kurz vor Weihnachten einen entsprechenden Antrag bei Gericht gestellt haben. Das Verfahren könnte im Laufe des Jahres die Bauphase begleiten. Trotzdem möchte die Stadt, dass das Haus noch 2014 fertig wird.

“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Ende 2014 Weihnachtsbäume im neuen Pflegehaus stehen, liegt bei 50 Prozent.

Weihnachten 2014 in einem dritten Kempener Pflegeheim — davon ist die Verwaltung noch weit entfernt. Aber, die Zeit drängt: Wegen des erforderlichen Umbaus des Von-Broichhausen-Stiftes (Stichwort: vorgeschriebene Reduzierung der Zweibettzimmer bis 2018) muss ein drittes Heim in Kempen her. Als Standort hat die Stadt schon seit Jahren ein ehemaliges Tankstellengelände am Heyerdrink im Auge.

Passiert ist aber in Sachen Planung noch nicht viel — zumindest hat es nach außen so den Anschein. Obwohl Bürgermeister Volker Rübo stets beteuert, dass die Verwaltung mit der Hospital-Stiftung (Trägerin von St. Peter- und Von-Broichhausen-Stift) an einer Lösung arbeitet. Das Problem: Bei der Stiftung und den beiden Heimen mangelt es an Führungskräften. Verschiedene Leitungspositionen sind seit September nicht besetzt. So fällt eine langfristige Planung derzeit schwer.

“ Die Wahrscheinlichkeit, dass es 2014 konkrete Pläne für ein drittes Kempener Seniorenheim gibt, liegt bei 30 Prozent.

Den Tönisberger Zechenturms zu retten — dieses Ziel hat sich eine Gruppe um Peter Kunz gesteckt. Zwar ist für die zweite Jahreshälfte der bereits beschlossene Abriss des Förderturms geplant. Mit Hilfe eines Fördervereins will die Tönisberger Initiative den Erhalt des Turms doch noch realisieren.

Unterstützung aus dem Kempener Rathaus gibt es aber dafür nicht. Die Verwaltung zeigt keinerlei Interesse an dem Erhalt des Turms — zum Beispiel als Denkmal. Ein Beleg dafür ist die Tatsache, dass man ein Gutachten, das das Gebäude durchaus für denkmalwürdig erachtet, nicht an die große Glocke gehangen hat. Und auch der Zecheninhaber, die Ruhrkohle AG (RAG), wird keinen müden Euro in den Erhalt des Förderturms stecken. Deshalb ist das Unterfangen von Kunze und Co. äußerst schwierig.

“ Die Wahrscheinlichkeit, dass der Abriss des Zechenturms noch verhindert wird, liegt bei zehn Prozent.

Zum Ende des Jahres 2013 kochten beim Thema Toiletten in der Grundschule Wiesenstraße die Emotionen hoch. Eltern und Politiker halten die WCs für marode und gesundheitsgefährdend. Ähnlich sieht es Schuldezernent Michael Klee, der in vielen Grundschulen einen „Sanierungsstau“ vermutet. Im Hochbauamt sieht man das anders: Leiter Christian von Oppenkowski machte Schüler, die auf dem WC nicht immer ins Schwarze treffen, für den Gestank verantwortlich. Entsprechende Beweisfotos hatte er auch parat. Das wiederum brachte bei den Eltern und Politikern das Fass zum Überlaufen.

Für 2014 wünscht sich Bürgermeister Volker Rübo mehr Sachlichkeit. Gleich zu Beginn des Jahres soll es eine genaue Prüfung der Örtlichkeiten in den Grundschulen geben. Den Auftakt zur „Toiletten-Tour“ gab es bereits kurz vor Weihnachten. Investitionen in verschiedene Toilettenanlagen werden auch Thema in den Haushaltsberatungen sein. Im Wahljahr kann sich keine Fraktion erlauben, aufgebrachte Eltern an die Urne gehen zu lassen. Schlechte Haushaltslage hin oder her.

“ Die Wahrscheinlichkeit, dass in 2014 Schultoiletten saniert werden, liegt bei 80 Prozent.

Sanierte Toiletten wird die Gesamtschule auf jeden Fall haben — sollte sie, wie geplant, nach den Sommerferien an der Fröbelstraße 4 an den Start gehen. Die Renovierung des früheren Hauptschul-Nebengebäudes haben Dezernent Michael Klee und sein Team im Schulamt bereits auf den Weg gebracht.

Fehlen noch die Schüler. 100 Anmeldungen braucht die neue Gesamtschule, um von der Bezirkregierung genehmigt zu werden. Mit einem Scheitern im Anmeldeverfahren im Februar rechnen die Macher im Rathaus aber nicht. Schließlich werden Haupt- und Realschule zugunsten der neuen Schulform aufgegeben. Und irgendwo müssen die 300 Fünftklässler — neben den beiden Gymnasien — ja ab Sommer zur Schule gehen.

“ Die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt Gesamtschule an zu wenigen Anmeldungen scheitert, liegt bei fünf Prozent.