Eine Kamera im Körper
Medizin: Das Krankenhaus in Nettetal führt Kapsel-Endoskopien durch. Dabei schickt ein Sender Fotos aus den Dünndarm.
Lobberich. Ein Satellit im Körper - im Kinofilm noch Zukunftsmusik, in Nettetal längst Wirklichkeit: Marie-Therese Feyen hat eine Kamera mit Sender im Körper. Die Aufnahmen aus dem Darm werden ausgewertet und geben Aufschluss über die Krankheit der Patientin. "Wir sind im Kreis Viersen die einzige Klinik, die Kapselendoskopien durchführt", erklärt Michael Pauw, Chefarzt am Lobbericher Krankenhaus.
"Ich habe ganz einfach eine Kapsel geschluckt, mehr nicht", lächelt Patientin Feyen. Die 78-Jährige aus Bracht leidet an Blutungen, deren Ursache bislang nicht geklärt werden konnte. "Wir vermuten, dass Frau Feyen Wucherungen im Dünndarm hat", meint Oberarzt Michael Heines, "die Kapselendoskopie wird genauen Aufschluss geben."
In Lobberich arbeiten die Ärzte mit der Kapselendoskopie seit einem halben Jahr in der Gastroenterologie, also im Fachbereich Magen-Darm-Erkrankungen. "Wenn herkömmliche Magen- oder Darmspiegelungen keinen Befund ergeben, ist das eine sinnvolle Sache", meint Pauw, "zumal im engen zwei Meter langen Dünndarm Spiegelungen mit Schläuchen nichts bringen."
Das Verfahren wirkt einfach: Eine kleine Kapsel mit integrierter Kamera wird wie eine Tablette geschluckt, macht sich auf die Reise durch den Verdauungstrakt und sendet alle zwei Sekunden Bilder. "Nach sechs bis acht Stunden wird die Kapsel einfach ausgeschieden", lächelt Pauw. Eine Minikamera im Wert von knapp 600 Euro wird also einfach ins Klo gespült: "Aber dann sind die Batterien leer, eine Wiederverwendung wäre nicht möglich."
Risiken berge das Verfahren nicht, aber die lästige Darmentleerung mit Abführmitteln vorher bleibt Patienten nicht erspart: "Der Darm muss ja sauber sein", so Pauw. Tumore, Polypen, Schleimhautentzündungen lassen sich mit der Kamera "wunderbar entdecken, aber nicht entfernen": Zur Not schließt sich ein Eingriff an. Ein bis zwei Patienten werden im Monat mit dem neuen Verfahren untersucht. Eine von ihnen ist Marie-Therese Feyen. "Die Kapsel ist sicher bald raus", schmunzelt sie. Schon am nächsten Tag, wenn die Bilder ausgewertet sind, haben Marie-Therese Feyen und ihre Ärzte Gewissheit.