Kempen Einzelhandel muss Konkurrenz im Internet die Stirn bieten

Einkaufen im Netz oder vor Ort? Gerade vor Weihnachten stellen sich viele Kunden wieder diese Frage.

Kempen: Einzelhandel muss Konkurrenz im Internet die Stirn bieten
Foto: Kurt Lübke/Imago (Archiv)

Kempen/Willich. Die Einzelhändler stecken mitten in der heißen Phase des Weihnachtsgeschäftes. Hauptkonkurrenten sind für die Kempener Geschäftsleute aber keineswegs die Kollegen aus Krefeld und Düsseldorf. Vielmehr ist die Konkurrenz im Internet zu finden. „Keine Frage, der Online-Handel ist ein Problem für uns“, bestätigt Silke Zander, die den Kindermoden- und Second-Hand-Laden „Radieschen“ an der Judenstraße betreibt.

Kempen: Einzelhandel muss Konkurrenz im Internet die Stirn bieten
Foto: Kurt Lübke/Imago (Archiv)

„Meine Kolleginnen und ich merken, dass die Erwartungshaltung der Kunden immer weiter steigt“, sagt Zander. Vor allem, wenn es um das Thema Rücknahme von Waren geht. „Grundsätzlich tauschen wir bei uns alles um“, so Silke Zander. Allerdings gebe es bei „Radieschen“ nicht das Geld zurück. Wie bei vielen anderen örtlichen Händlern gelte die Regel „Ware gegen Ware oder Gutschein“. Mit „Geld-zurück-Garantien“ im Internet könne man nicht mithalten. „Ich kann nicht sechs Wochen nach dem Kauf die Ware zurücknehmen und das Geld zurückzahlen. Das können sich höchstens große Ketten aus Kulanzgründen leisten“, sagt die Kempenerin.

Kempen: Einzelhandel muss Konkurrenz im Internet die Stirn bieten
Foto: Friedhelm Reimann

Um der Internet-Konkurrenz die Stirn zu bieten, setzt Zander auf Dinge, die das Internet nicht bieten kann: „Bei uns werden die Kunden vollends umsorgt.“ Eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wasser gehörten genauso zum Service wie ein „Leckerli“ für den Vierbeiner.

„Ich kann ja die Kunden auch verstehen. Wenn man zum Beispiel für ein Paar Schuhe im Internet nur die Hälfte des Ladenpreises bezahlt, ist es schwer, Argumente zu finden“, ergänzt die Unternehmerin. Ebenso gebe es sicher Waren, die eine Kleinstadt wie Kempen nicht zu bieten hat. „Die Kunden sollten aber auf jeden Fall versuchen, die Einkäufe vor Ort zu machen“, sagt Zander. Nur so könne langfristig sichergestellt werden, dass Kempen eine belebte Innenstadt hat. „Ansonsten drohen uns leere Schaufenster.“

Ganz so schwarz sieht Armin Horst, Vorsitzender des Kempener Werberings, die Situation nicht. „Ich habe mit vielen Händlern ein Zwischenfazit zum laufendem Weihnachtsgeschäft gezogen. Mit dem Ergebnis, dass die meisten zufrieden sind. Teilweise liegen die Händler sogar deutlich im Plus“, sagt Horst. Lediglich im Textilhandel gebe es Probleme, die aber ausschließlich mit den warmen Temperaturen zu tun hätten. „Insofern steht die Innenstadt gut da. Kempen muss sich nicht vor dem Internet verstecken.“

Nichtsdestotrotz sei die Internet-Konkurrenz ein „ständiges Thema“ für den Werbering. So hatte der Vorstand im Mai diesen Jahres die Aktion „Lass den Klick in deiner Stadt“ ins Leben gerufen. Zu dieser Kampagne gehörte unter anderem, dass die Kempener Einzelhändler entsprechende Plakate in ihren Geschäft aufgehängt hatten. „Da waren wir aber von der Resonanz der Händler enttäuscht. Viele haben die Plakate schnell wieder entfernt“, sagt Armin Horst. Daher habe der Vorstand vorerst von einer Neuauflage der Plakat-Aktion Abstand genommen.

Mit einer neuen Idee will sich der Werbering-Vorstand bei seiner Klausurtagung im Februar beschäftigen. „Immer mehr Händlergemeinschaften betreiben gemeinsame Internetportale, zum Beispiel in Wuppertal“, so der Werbering-Chef. Die Geschäftsleute tun sich zusammen, um ihre Waren über eine Homepage auch online zu vertreiben. „Solche Modelle wollen wir analysieren und sehen, was davon für Kempen interessant sein könnte.“

An die erfolgreiche Aktion „Heimat shoppen“ der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein erinnert Rainer Höppner. Der aus Schiefbahn stammende Vorsitzende des IHK-Einzelhandelsausschusses, der selbst ein Damenmodegeschäft führt, betont: „Mit solchen Aktionen müssen wir die Wichtigkeit und Lebendigkeit der Innenstädte immer wieder bewusst machen.“ Die Botschaft von „Heimat shoppen“, die das ganze Jahr über präsent sein soll, ist klar: „Leute, kauft vor Ort.“ Gleichzeitig dürfe man das Internet aber nicht verteufeln, sagt Rainer Höppner. So sei es auch als Werbemedium für lokale Einzelhändler interessant.