Leser-Geschichte Köstliche Mirabellen statt Giftkugeln an der Burg

Am Dienstag gibt’s die erste Leser-Geschichte rund um das Denkmal. Erzählt wird sie von Ute Ewert.

Leser-Geschichte: Köstliche Mirabellen statt Giftkugeln an der Burg
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Genau so haben wir uns das in der WZ-Redaktion gewünscht. Die ersten Burggeschichten sind da. Und sie sind herrlich. Von der Sorte „Weißt du noch?“ und „Hast du schon gelesen?“. Sehr unterschiedlich. Alle persönlich. Witzig. Unterhaltend allemal. Und sie werden Ihnen, liebe Leser, natürlich auch nicht vorenthalten. Wir hoffen, dass die Erzählungen auch Ihre Erinnerung wachrütteln und ebenfalls als Anregung für weitere Geschichten oder Fotos rund um die Kempener Burg dienen. Wir als Redaktion jedenfalls möchten Sie sehr gerne weiter als Ihre Geschichtenerzähler durch die nächste Zeit begleiten.

Leser-Geschichte: Köstliche Mirabellen statt Giftkugeln an der Burg
Foto: Reimann

Wir beginnen mit einer der ersten Zusendungen. Geschrieben hat sie uns Ute Ewert, die Goldschmiedin mit Werkstatt und Ladenlokal an der Peterstraße 17. Wir gehen mit ihr gemeinsam gut und gerne 30 Jahre zurück.

„Von 1974 bis 1985 wohnten wir an der Burgstraße, und da wir nur einen Balkon hatten, war die Burg mit dem Park der schönste Spielplatz für unsere ,Prinzessin’ spielenden Töchter. Eines Tages kamen die beiden ganz aufgeregt nach Hause und warnten mich: ,Mama! Geh‘ nicht mit Assi (unsere damalige Hündin) in den Burgpark. Da liegen ganz, ganz viele Giftkugeln auf der Wiese. Wenn Assi die frisst, stirbt sie!’

Ich stutzte und ganz kurz kam mir der Gedanke: „Giftkugeln? Ratten? Sollte die Stadt etwa. . .???“ Aber das konnte doch nicht sein! Also beruhigte ich meine Kinder und ging mit ihnen zum Park; selbstverständlich ohne Hund. Und tatsächlich, unten im Graben lag die Wiese voll mit sattgelben, murmelgroßen Kugeln. Da ich in einer Großstadtsiedlung mit riesigen, alten Gärten aufgewachsen bin, konnte ich meine ,Stadtpflanzen’ vom Lande genauestens aufklären; denn die vermeintlichen Giftkugeln entpuppten sich als köstlich schmeckende Mirabellen.

Dieser Baum steht heute noch und ist wohl ein Überbleibsel aus dem früheren Obstgarten des Schlosses. Beim Schreiben dieser Geschichte entsteht bei mir die Vision einer blühenden Streuobstwiese, im Schloss eine kleine Destillerie für Obstbrände, gekoppelt mit der Brauerei und dem Biergarten. So könnte sich jeder gegebenenfalls Mut antrinken, bevor er in schwindelerregender Höhe vom Kletterturm auf Flaschen drehende, knutschende Teenies in den dritten Turm hinabschaut . Und rundherum um unsere Burg mit den Outdoor-Spielplätzen für Groß und Klein könnte weiterhin Prinz und Prinzessin gespielt werden; selbstverständlich ohne Eintrittspreis und ohne Flutung des Burggrabens, denn dann wäre der schöne Mirabellenbaum futsch.“