Frohes Neujährchen allerseits!

An Silvester werden gerne Schweinchen verschenkt — meist aus Marzipan.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. „Zwischen Weihnachten und Neujahr sind wir alle in der Backstube und machen von morgens bis abends Schweinereien.“ Bevor Sie jetzt auf falsche Gedanken kommen: Dieses Zitat von Konditormeister Andreas Amberg ist absolut druckreif und jugendfrei. Der Kempener spricht über die Arbeit seines Teams kurz vor dem Jahreswechsel. Im Mittelpunkt stehen Marzipanschweine als kleines Präsent zum neuen Jahr. Bei einem Besuch im Café am Ring wurde der Niederrhein-Redaktion der WZ schnell klar: Das sogenannte Neujährchen ist immer noch in Mode.

Foto: Friedhelm Reimann

„An die 2000 Figuren machen wir hier für den Jahreswechsel fertig“, sagt Amberg, während er den von Berufswegen neugierigen Journalisten der WZ seine Arbeit erklärt und praktisch zeigt. „Aus diesem Marzipanstück rollen wir mit den Handinnenflächen zunächst eine Kugel.“ Später soll die Kugel zu einer Art Tropfen werden. „Da kann auch eine Birne draus werden — so wie Helmut Kohl“, wirft der wie immer gut gelaunte Fotograf Friedhelm Reimann ein.

Andreas Amberg

Foto: Katja Amberg

Vom Saumagen-Fan Kohl zurück zum süßen Schweinchen: Das dünne Ende des Tropfens wird zur Schnauze — mit Hilfe eines Konditormessers. Folgen noch Ohren und Füßchen aus Mandeln und die Augen — zum Beispiel aus Kakaomasse.

„Über die Augen wird das Schwein verkauft“, berichtet Andreas Amberg. Ein freundlicher Blick verleite die Kunden zum Kauf. Eine wichtige Kleinigkeit, die der Chef unter anderem seinen Auszubildenden immer wieder auf den Weg gibt. „Ist doch klar: Mit einem traurigen Schwein verbindet man ja keine guten Wünsche für das neue Jahr.“

Sobald die Augen des Schweinchens strahlen, geht es an die passende Farbe: natürlich Zartrosa. Und da greift die Amberg-Crew zu moderner Technik. „Ich sage immer, dass wir das mit Airbrush machen“, so der Meister. Mit einer kleinen Maschine wird die Farbe in der Tat auf das Schwein gesprüht. Neudeutsch würde man wohl von Bodypainting sprechen.

Und fertig ist die Sau, die Glück bringen soll. In der Produktion wird die Backstube, die an diesem Vormittag im Dezember noch recht beschaulich wirkt, zu einer Produktionsstätte mit einer Art Fließband. „Jeder hat dann seine Aufgabe“, sagt Amberg und verweist auf die beschriebenen Schritte. „Trotzdem ist das natürlich alles Handarbeit.“

Unter den Neujährchen aus dem Hause Amberg sind neben den Schweinen auch Schornsteinfeger und Hufeisen aus Marzipan. „Von den knapp 2000 Figuren ist das Schwein aber der Hit“, bekräftigt der Chef. Die kleinen rosa Hingucker machen etwa zwei Drittel der Neujährchen aus. Wahrlich eine Schweinerei also.