Gedenkstein in Kempen: Der Trauer eine Heimat geben
Auf dem Kempener Gräberfeld für tot- und fehlgeborene Kinder ist ein Gedenkstein errichtet worden.
Kempen. Warum nur? In manchen Situationen des Lebens gibt es auf diese Frage keine Antwort. Wenn Eltern ihr Kind vor der Geburt verlieren, ergibt sich eine solche Situation.
"Man findet keine Erklärung für so etwas Schreckliches", sagt Sylvia Bolz, Seelsorgerin des Hospitals zum Heiligen Geist.
Um den Eltern Trost zu spenden, wurde gestern auf dem Gräberfeld für tot- und fehlgeborene Kinder auf dem Friedhof, Berliner Allee, ein Gedenkstein eingeweiht.
Der Künstler Jürgen Pankarz und Steinbildhauer Manfred Messing haben sich des sensiblen Themas angenommen.
"Die Auswahl der Figuren und die farbliche Gestaltung soll den Betroffenen Trost spenden", sagt Jürgen Pankarz. Auf dem runden anthrazitfarbenen Granitstein sind viele bunte Sterne und Spielzeuge zu sehen.
Oben thront ein großer Stern aus Sandstein. Pankarz wurde dabei vom Gedicht eines betroffenen Vaters inspiriert: "Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten." So lautet die Inschrift des Gedenksteins.
"Die Initiative, auf dem Friedhof etwas für die trauernden Eltern zu machen, kam von den Mitarbeitern der gynäkologischen Station des Hospitals", erklärt Seelsorgerin Bolz.
"Der Bedarf ist groß. Im Krankenhaus gab es seit Mitte 2007 mehr als 100 Fehlgeburten." Der Gedenkstein solle das Tabuthema sensibel in den Vordergrund rücken und "der Trauer der Menschen eine Heimat geben".
Dies ist Messing und Pankarz auf dem Kempener Gräberfeld, wo 96 tot- oder fehlgeborene Kinder beerdigt sind, eindrucksvoll gelungen. Der Stein geht offen, aber auch gleichzeitig zurückhaltend mit dem Thema um. "Jeder soll das daraus ziehen, was ihm in der Trauer hilft", sagt Pankarz.
In der gestrigen Feierstunde mit Propst Thomas Eicker und Pfarrer Bernd Wehner fand Bürgermeister Volker Rübo sehr persönliche Worte: "Wenn ich hier stehe, werde ich daran erinnert, als meine Frau mit unserer ersten Tochter schwanger war.
Nichts konnte die Freude auf unser Kind zerstören. Hier wird einem bewusst, dass diese Freude eben doch zerstört werden kann. Mir wird klar, dass meine Frau und ich großes Glück gehabt haben."