Geschenke einpacken: Falten, knicken, knoten und kleben

Geschenke schön einzupacken, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Die WZ ging in der Parfümerie Platen in Kempen in die Lehre.

Kempen. Ich möchte eines vorwegschicken: zu Hause bin ich die Einpack-Chefin. Kein Präsent verlässt das Haus, ohne dass ich es vorab nicht mit Papier und Schleifen, Blumen und Schnickschnack versehen habe. Jetzt bin ich als Einpack-Praktikantin in der Parfümerie Platen an der Engerstraße, stehe am Geschenkpapier-Pult und schaue zwei gelassenen Profis über die Schulter.

Anna Schneider und Lea-Marie Müllejans falten, knicken, knoten und kleben Papier, als machten sie im Alltag nichts anderes. Stimmt aber nicht. Sie verstärken nur in der Vorweihnachtszeit das Team um Filialleiterin Lena Schneider. Jeder Handgriff, sogar das einhändige Knoten, sitzt.

Lea-Marie Müllejans will Kosmetikerin werden. Sie ist Schülerin am Vera-Beckers-Berufs-Kolleg in Krefeld. „Im September habe ich ein Praktikum hier bei Platen gemacht.“ Nun hilft sie aus. Alles sieht federleicht aus. Kann ja nicht so schwierig sein, denke ich. „Jetzt Sie“, sagt Kosmetikerin Stephanie Kulmann und lacht mich aufmunternd an.

Der Einpacktisch ist praktisch. Schreinermeister Roland Schneider, Vater von Lena und Anna, hat ihn im vergangenen Jahr nach „unseren Vorgaben“, so Lena Schneider, gebaut. Eine Stange für Geschenkband-Rollen, ein Fach für Bänder, eine Ablage für Scheren und Papier, ein Haken für Tüten. . .

Ich lege los. Ein Duft soll für eine Kundin verpackt werden. Das Papier glitzert. Wie Weihnachten. „Das Design mit den Sternen kommt an. Die Kunden mögen es“, sagt Stephanie Kulmann. Eine Kundin hat sich ihren Einkauf sogar einpacken lassen, obwohl die Päckchen für sie selbst waren. In der Vorweihnachtszeit darf es mehr glitzern als sonst.

Es ist gar nicht so einfach, in Ruhe zu packen, wenn einem viele Augenpaare dabei zusehen. Jetzt nur nicht nervös werden. Ich knicke und falte und Lea-Marie Müllejans reicht einen Klebestreifen an. Normales Tesa ist das nicht. „Das hält bei dem Papier nicht“, sagt sie. Ich falte das Papier an den Seiten zu Dreiecken. Links passt es. Rechts habe ich das Papier zu knapp berechnet. Durch einen drei Millimeter großen Spalt schimmert das Produkt. „Das gibt Abzüge in der B-Note“, denke ich, schaue aber in aufmunternde Gesichter.

Ich knote ein dünnes rotes Band um das Päckchen und befestige dann ein breites, federleichtes Band daran. Ich binde es so, wie ich meine Schuhe binde. Die Schleife erinnert denn auch mehr an schlaffe Schnürsenkel. So wolkig wie auf den Päckchen der „Kolleginnen“ sieht’s nicht aus.

„Zeig’ ihr mal, wie man die Schleife bindet“, sagt Stephanie Kulmann. Lea-Marie dreht das Band wie einen Brezelzopf, rafft es dann in der Mitte und knotet es nur mit der linken Hand an einem anderen Band fest. „Ein guter Trick ist auch, ein Stück Folie unterzulegen, dann spiegelt sich das Licht darin“, sagt Anna Schneider.

Auf einige Dutzend Päckchen kommen die beiden an den verkaufsstarken Tagen vor dem Fest. Je kleiner die Artikel, desto schwieriger das Verpacken. Insgesamt aber kein Hexenwerk. Düfte gehen gut. Die gibt es meist in praktischen Kartons. Bei Tuben wird das Papier so geknickt, dass das Geschenkpäckchen anschließend an eine Krawatte erinnert.

„Die Kunden bedanken sich oft für den Einpackdienst“, sagt Lena Schneider. „Und sie helfen. Sehr gerne sogar.“ Da fallen Sätze wie: „Soll ich mal meinen Finger draufhalten?“ Und, sagt Mitarbeiterin Jil Liedtke, „ganz oft auch die Frage: „Haben Sie auch den Preis abgemacht?“ Das wird nicht vergessen. Das Abknibbeln der Preise und Aufkleben der Schildchen auf die Hand, um den Preis an der Kasse ablesen zu können, sei ein Automatismus, sagt Stephanie Kulmann. Manchmal wünschten aber Kunden auch, dass der Preis auf der Schachtel bleibt.

Die nächste Kundin steht am Tresen. Sie hat einen Gutschein gekauft. Der wird natürlich auch eingepackt. „Neutral oder Weihnachtspapier?“ Ich trete zur Seite und lass das mal die Einpackprofis machen. Die wickeln alles mit Ruhe und Routine ein — gegen jede zunehmende Hektik. Bis Heiligabend, 13 Uhr. Dann packen alle Verpackungsengel ein und dürfen sich aufs Auspacken ihrer Geschenke freuen.