Grefrath: Dorenburg-Museum - "Eine moderne Strategie fehlt"

Vor- und Nachteile des Grefrather Freilichtmuseums sind analysiert worden. Zu den Pluspunkten gehört die überregionalbedeutendeSpielzeug-Sammlung.

Grefrath. Im Niederrheinischen Freilichtmuseum haben nicht nur die Ausstellungsstücke etliche Jahrzehnte auf dem Buckel. Auch Konzept und Ausrichtung der Anlage An der Dorenburg 28 sind veraltet. Zu diesem Urteil kommt eine Wiener Museumsberatung, die im Auftrag des Kreises Viersen eine "Bestands- und Bedarfs-Analyse" durchgeführt hat.

"Das Museum braucht ein Leitbild und eine Neuausrichtung."

Claudia Haas, Museumsberatung

In einem 30000Euro teuren Gutachten, finanziert vom Landschaftsverband Rheinland, hat das Experten-Team um Claudia Haas auf 87 Seiten seine Ergebnisse festgehalten. Das Fazit trug sie im Kreiskulturausschuss vor: "Das Museum braucht ein Leitbild und eine Neuausrichtung." Zudem müsse der Besucherkomfort verbessert werden.

Im November 2007 begannen die Fachleute mit ihrer Untersuchung. "Wir haben Organisation und Struktur des Museums unter die Lupe genommen, Gespräche mit Besuchern und Mitarbeitern geführt und Standort, Räumlichkeiten, Ausstattung und Sammlungen begutachtet," so Claudia Haas zur Vorgehensweise.

Auf der Habenseite vermerken sie und ihre Kollegen die umfangreichen Sammlungen wie die überregional bedeutende Spielzeug-Sammlung, die wechselnden Sonderausstellungen und -veranstaltungen, die lokale Wertschätzung des Museums und den touristisch attraktiven Standort Niederrhein.

Diesen Pluspunkten stünden aber eklatante Mängel gegenüber. So wird vor allem das Leitbild des Museums kritisch beurteilt, das nach Meinung der Experten über die bisherige Ausrichtung (Darstellung bäuerlichen und handwerklichen Lebens, Arbeitens und Wohnens seit dem 16.Jahrhundert) hinausgehen sollte. Haas macht zugleich deutlich, woran dieser Missstand liegt: "Es fehlt eine moderne Führungsstrategie. Das Museum kann die notwendige Neu-Konzeptionierung mit dem völlig unzureichenden Budget aber nicht stemmen."

Es sei ohnehin erstaunlich, dass mit dem bisherigen geringen Personal- und Finanzeinsatz so viele erfolgreiche Ausstellungen bewältigt wurden. Denn der Leitung stehen nur drei Prozent des Budgets für operative Museumsarbeit zur Verfügung. 97 Prozent sind für Pflichtaufgaben wie Personal- und Unterhaltungskosten vorgesehen.

Ein weiterer Kritikpunkt der Berater ist der mangelhafte Besucherkomfort. Toilettenanlagen und Sitzgelegenheiten würden fehlen, der Eingang sei nicht ansprechend gestaltet und schwer zu finden. Zudem fehle für Schulklassen ein Raum für museumspädagogische Angebote.

Im Juni soll im Kulturausschuss beraten werden, wie es mit dem Freilichtmuseum weitergehen soll. ff