Kempen: Conci-Kindergarten vor Umwälzungen

Nach 37Jahren an der Spitze des katholischen Kindergartens Christ-König verabschiedet sich Ruth Wolters Ende August.

Kempen. Das tägliche Aufstehen um 6Uhr in der Früh wird sie sicherlich nicht vermissen. Wohl aber ihre Kolleginnen. Und natürlich die Kinder. Ruth Wolters, seit 1971 Leiterin des katholischen Kindergartens Christ-König am Concordienplatz im Hagelkreuz-Viertel, geht Ende August in den Ruhestand.

"Ich habe beschlossen, dass ich genug gearbeitet habe."

RuthWolters, Erzieherin

"Ich habe für mich selbst beschlossen, dass ich genug gearbeitet habe", sagt die 61-Jährige. 1966 machte sie ihr Examen an der Fachschule für Sozialpädagogik bei den Schwestern Unserer Lieben Frau in Oedt.

Seither hat sie immer, auch nach der Geburt ihres mittlerweile 40-jährigen Sohnes Oliver, in ihrem Beruf gearbeitet. Ihre erste Station war der Mönchengladbacher Kindergarten Herz-Jesu, danach übernahm sie die Leitung in St.Norbertus, Krefeld.

Als ihr die Stelle in Kempen angeboten wurde, zögerte sie nicht lange. "Ich bin zum 1. Januar 1971 eingestellt worden, eröffnet haben wir aber erst im Februar. Es war toll, dass ich von Anfang an die pädagogische Linie des Kindergartens mitgestalten konnte", sagt Wolters.

Zu alt für den Beruf fühle sie sich nicht. Auch nicht überfordert oder ausgepowert. Im Gegenteil: "Mir geht es prima und ich mag meinen Job nach wie vor. Nur möchte ich in Zukunft eben mehr Freizeit haben."

Ihr Entschluss, frühzeitig in Rente zu gehen, fiel, als bekannt wurde, dass im Kindergarten Christ-König durch das Kinderbildungsgesetz einige Veränderungen anstehen werden.

Die katholische Einrichtung wird sich mit zwei städtischen zusammenschließen. Dadurch wird viel Arbeit auf die Erzieherinnen zukommen.

"Das wird ein großer, neuer Abschnitt für den Kindergarten. Ich wollte es meiner Nachfolgerin ermöglichen, diesen Prozess von Anfang an zu begleiten. So wie es mir möglich war, an der Entstehung des Kindergartens mitzuarbeiten."

Gegen Wandel an sich hat Ruth Wolters nichts. In den 42 Jahren ihrer Berufstätigkeit hat sie viele Änderungen, vor allen Dingen bei den Erziehungsstilen, erlebt.

Auch findet sie es prima, dass mittlerweile Männer in Kindergärten arbeiten. "Es sind aber noch viel zu wenige. Den Kindern fehlt oft ein männlicher Bezugspunkt", mahnt sie an. Mit männlichen Pädagogen würden die Kinder oft erst in der weiterführenden Schule zusammentreffen. "Das finde ich sehr schade."

Was sie ab September mit ihrer neu gewonnenen Freizeit anfangen will, weiß Ruth Wolters schon ganz genau. "Endlich habe ich mehr Zeit fürs Jagen", freut sie sich.

Mit ihrem 18-jährigen Enkel Marius durch die Jagdreviere der Eifel zu streifen, macht der 61-Jährigen, die seit 1988 im Besitz eines Jagdscheines ist, sehr viel Spaß. "Vor allen Dingen kann ich dann auch mal länger als eine Woche dort bleiben."