Seit 25 Jahren im Freilichtmuseum tätig „Das Museum ist für mich ein zweites Zuhause geworden“

Grefrath · Wer das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath besucht, der kommt an Khaled Yassin in der Regel nicht vorbei. Der Kempener ist der Mann an der Kasse im Eingangsgebäude des Museums –  wenn er nicht gerade seinen freien Tag oder Urlaub hat.

Khaled Yassin sitzt an der Kasse im Eingangsbereich des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath. Besucherinnen und Besucher kennen ihn seit vielen Jahren.

Foto: Norbert Prümen

Seit einem Vierteljahrhundert gehört er zum Team des Museums und kennt viele Besucher mit Namen. „Von vielen Stammkunden weiß ich die Nummer ihrer Jahreskarte auswendig“, sagt Yassin und liefert den Beweis dazu direkt mit. Denn das ältere Paar, das gerade hereinkommt, herzlich grüßt und direkt mit ihm im Gespräch über die neue Ausstellung „Räuber der Provinz“ ist, muss seine Jahreskarten nicht vorzeigen. Die beiden Nummern tippt Yassin automatisch ins Kassensystem ein, das auch die Besucher zählt.

Die junge Familie, die als nächstes an der Kasse steht, hat viele Fragen, die auf einen Erstbesuch hindeuten. Mit seinem Wissen über das Museum kann der langjährige Mitarbeiter sie alle problemlos beantworten. Doch egal, ob Stammkunde oder neuer Besucher: Yassin begrüßt alle mit einem Lächeln und gibt ihnen das Gefühl, willkommen zu sein. „Ich fühle mich in diesem Museum wie in einer großen Familie, bei der man den Besuch herzlich begrüßt“, sagt der 62-Jährige.

Seinem Arbeitsplatz fühlt er sich verbunden. „Ich komme morgens mit Freude hierhin. In der Mittagspause dreht man eine Runde über das Gelände, wobei man mitten in der Natur ist. Das ist einfach entspannend“, sagt der Kempener, der gebürtig aus Syrien stammt. Seine Heimat hat er nach dem Handels- und Wirtschaftsstudium an der Universität in Damaskus verlassen. Dass die Thomasstadt seine neue Heimat wurde, lag daran, dass sein Bruder und sein Cousin dort schon über zehn Jahre lebten.

Beruflich war es zunächst nicht einfach für ihn, der einst an Kinderlähmung erkrankt war. „Mir ist die Arbeit immer wichtig gewesen. Ich wollte arbeiten und mich nicht von meiner Gehbehinderung davon abhalten lassen“, betont Yassin. In der Kreisbücherei fand er eine erste Arbeitsstelle, damals im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Dann kam der 20. Mai 1998: Yassin arbeitete einen Tag lang im Freilichtmuseum zur Probe. „Ich war wirklich sehr aufgeregt. Aber die Kollegen waren so nett und haben mich toll unterstützt“, erinnert er sich.

Einen Monat später ging es offiziell los. Damals noch im alten Kassenhäuschen, das über den schmalen Weg durch das Waldstück zu erreichen war. Das sei kein Vergleich mehr mit dem heutigen Arbeitsplatz im neuen Eingangsgebäude des Museums, bemerkt Yassin mit einem Lächeln. Wenngleich auch das kleine Kassenhäuschen, wo es kein Wasser und keine Toilette gab, seinen Charme gehabt habe, fügt er an. Vor 25 Jahren gab es auch noch die Winterschließzeit im Museum: Es blieb drei Monate lang für den Publikumsverkehr geschlossen. „Im Winter war ich mit dem Katalogisieren beschäftigt. Jeder Gegenstand im Museum hat eine eigene Nummer samt den dazugehörigen Daten“, berichtet Yassin. Alles wurde in den PC eingegeben.

Seit 13 Jahren gibt es die Winterschließzeit nicht mehr, Yassin ist das ganze Jahr über an der Kasse. „Das Museum ist für mich ein zweites Zuhause geworden“, sagt er. Seine Familie kennt das Freilichtmuseum in Grefrath übrigens ebenso gut: Denn diesen Arbeitsplatz besucht man auch gern mit der Familie in der Freizeit.