Grefrath „Hunde muss man lesen können“
Dirk Kempken führt eine Hundeschule. Er bietet Einzel- und Gruppentraining an und bildet Blindenführ- und Servicehunde aus.
Grefrath/Kempen. Ein Hundetrainer braucht ein dickes Fell. Ruhe und Gelassenheit sind der Schlüssel zum Erfolg - bei der Arbeit mit dem Tier und mit dem Menschen, der sich zu einem Kurs anmeldet, weil es mit dem (noch) „unerzogenen“ Vierbeiner zu Hause und an der Leine Probleme gibt.
Dirk Kempken aus Kempen kann sich ein Leben ohne Hund nicht vorstellen. Weder privat noch beruflich. Schon als Kind gab es für ihn kein anderes Thema. „Zur Kommunion habe ich nur Hundebücher geschenkt bekommen.“
Vor 13 Jahren hat er seine Ausbildung zum Hundeerziehungs- und -verhaltensberater nach Jan Nijboer begonnen und zweieinhalb Jahre später abgeschlossen, anschließend in Zusammenarbeit mit der „Stiftung Hunde helfen Leben“ die Ausbildung zum Servicehundeerzieher draufgesattelt.
Seit zehn Jahren hat Dirk Kempken seine eigene Hundeschule. Er bildet mittlerweile Diabetes- und Epilepsie-Warnhunde aus, Hunde, mit lebenspraktischen Fähigkeiten (so genannte LPF-Hunde) und Blindenführhunde.
Dirk Kempken, Hundetrainer
Letztere müssen verlässliche Partner auf allen Wegen werden, wenn sie allein ihren blinden Besitzer durch den öffentlichen Alltag begleiten. Sogar die Gelassenheit von Dirk Kempken wird dann immer wieder auf eine harte Probe gestellt, wenn es darum geht, Leine und Kommando dauerhaft in andere Hände zu legen.
Kempkens gut führendes Händchen hat sich bis zum ZDF herumgesprochen. Für die Dokumentations-Serie „37 Grad“ begleitet ein Filmteam ihn bei der Ausbildung eines Blindenführhundes.
„Wenn man als Hundetrainer arbeitet, muss man Menschen mögen“, sagt Kempken. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Probleme zu analysieren und „nicht nur an den Symptomen herumzubasteln“. Er will ergründen: „Wo kommt das Problem her?“ Erste Antworten gibt sein Hausbesuch. Dann will er wissen, wie der Hund lebt, wo er schläft, was und wie oft er frisst, ob er allein in den Garten darf. . .
Dirk Kempkens Leitsatz bei der Hundeerziehung
Schon bei der ersten Begegnung von Halter und Tier könne er vieles erkennen: „Ich sehe, wie der Hund guckt, ob er bellt, zurückgeht oder auf mich zukommt, ob er hochspringt oder eine Demutsgeste macht, wie er auf Menschen und andere Hunde reagiert. Ich lese den Hund für den Kunden“, sagt Kempken.
Wenn man verstehe, warum ein Tier so oder so reagiere, dann könne man besser reagieren, Fehler abstellen. Beispiel: „Wenn ich meinen Hund an jeden Baum lasse und ihn sein Revier markieren lasse, darf ich mich nicht wundern, wenn er dann andere Tiere vertreiben will.“ Entscheidend sei die Haltung der Halter: „Ich führe! Ich überlasse die Führung nicht dem Hund. Ich bin Chef, ich gehe vorne. Ich lasse mich nicht zum Spielen, zum Streicheln oder zum Gassi gehen auffordern.“
Diese konsequente Kommunikation sei für viele Hundebesitzer eine Hürde. Kempken: „Ich bin oft der Spielverderber.“ Bei aller Kontrolle: Dressur lehnt er „absolut ab“. Der Hund habe schließlich Rechte. Kempken setzt in seinen Gruppenstunden und im Einzelunterricht auf positive Verstärkung. Ein Leitsatz bei der Hundeerziehung: „Schweigen ist Gold!“
Trainiert wird in Siebener-Gruppen mit Mensch und Hund auf einem großen Außengelände am Pastoratshof in Grefrath, aber auch mitten in der Stadt. Einmal in der Woche trifft sich beispielsweise die „Stadtgruppe St. Tönis“, die sich „top trainiert“ bewähren muss. Wiederbelebt wird die Stadtwald-Gruppe in Krefeld, weil es so viele Anfragen gab.
„Hundeschulplätze sind rar“, sagt Kempken. Meistens erlebt er die Tiere vom Welpenalter an bis sie zwei Jahre alt sind und die Pubertät hinter sich haben. Auch seine Blindenführhunde und Servicehunde betreut er intensiv in der Zeit der Flausen und Hormonumstellung, vor allem den behutsamen Übergang in den Haushalt, in dem die verlässlichen Fähigkeiten des fertig ausgebildeten Hundes benötigt werden. „Manchmal“, sagt Kempken, „könnte ich ein bisschen Urlaub gebrauchen.“
Hundebesitzer brauchen ein dickes Fell. Auch Profis wie Kempken. „Ich trage beispielsweise meine Welpen viel herum, damit sie ohne Stress ihre Umgebung wahrnehmen und gucken können“, erzählt er. Oft steckten ihm Passanten dann Kommentare wie „Hat der keine Beine?“ In solchen Momenten gilt der Spruch, den Kempken seinen Schülern mit auf alle Gassiwege gibt: „Lasst die Leute reden.“ “ Mehr zur Hundeschulung lesen Sie auf S. 23