Im Einsatz für den Kinderschutz

Die Leitung des Kempener Kinderschutzbundes stellte bei der WZ Pläne vor.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die „Nummer gegen Kummer“ bereitet dem Vorstand des Kempener Kinderschutzbundes ein bisschen Kummer. „Wir müssen sehen, wie es mit diesem Angebot weitergeht“, sagt die frischgewählte stellvertretende Vorsitzende Karin Dames im Redaktionsgespräch bei der WZ. Die Grefratherin koordiniert das Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche in Kempen. Sie stellt fest, dass es immer schwieriger werde, das Angebot aufrechtzuerhalten. „Vielen Ehrenamtlern mangelt es schlicht und einfach an Zeit. Viele sind beruflich zu sehr eingespannt, um ihre Dienste zu übernehmen“, so Dames.

Der Vorstand will nun nach Lösungen suchen, um unter der Nummer „116 111“ weiterhin in Kempen beraten zu können. So könnte zum Beispiel die kostspielige Ausbildung der Telefonberater in Kooperation mit dem Ortsverband Viersen durchgeführt werden, ergänzt Margret Terhoeven, hauptamtliche Geschäftsführerin des Kempener Kinderschutzbundes. Entsprechende Gespräche sollen geführt werden.

Terhoeven will die Angebote mit dem neuen Vorstand für die Zukunft fit machen. Neu an der Spitze sind seit kurzem Karin Rupprecht als Vorsitzende und eben ihre Stellvertreterin Karin Dames. Bei der Wahl von Rupprecht handelt es sich um ein Comeback. Die Kempenerin führte den DKSB bereits von 2000 bis 2003. Nun kehrte sie zurück, weil ihre Vorgängerin Daniela Medina aus beruflichen Gründen nicht weitermachen konnte. „Wirklich vorgesehen hatte ich das Amt für mich nicht mehr. Ich will aber helfen. Es ist wichtig für den Kinderschutzbund, dass alle Posten besetzt sind“, so Rupprecht, die sich schon 21 Jahre im Verein engagiert.

Mit großem Engagement haben Vorstand und Geschäftsführerin das Angebot des „Lädchens“ im städtischen Elterncafé (Campus) etabliert. Seit inzwischen fünf Jahren werden im „Lädchen“ gebrauchte Artikel rund ums Kind verkauft — vor allem Kleidung. „Dabei handelt es sich um Spenden. Wir verkaufen diese gut erhaltenen Sachen. Das Geld fließt in die Kasse des Kinderschutzbundes — zur Finanzierung unserer vielen Hilfsangebote“, so Terhoeven. In Kombination mit dem Elterncafé sei der Laden ein „wunderbarer Ort“ zum Austausch vieler junger Eltern geworden. „Stadt und Kinderschutzbund setzen da ein Signal im Bereich der Frühen Hilfen“, sagt die Geschäftsführerin. Sie betont, dass der Laden und das Elterncafé für Jedermann geöffnet sind.

Wenn Eltern ihre Kinder — salopp gesagt — vorübergehend loswerden wollen, ist der Kinderschutzbund auch zur Stelle. Oder besser gesagt: Die Babysitter, die in einem Projekt des DKSB ausgebildet worden sind. „Die Babysitter-Kurse bieten wir regelmäßig an“, sagt Karin Rupprecht.

Jugendliche ab 14 Jahren bekämen den Umgang mit dem Nachwuchs vermittelt. Zudem unterhält der Kinderschutzbund eine Art Kartei mit potenziellen Babysittern, auf die Eltern zurückgreifen können. „Es ist aber wichtig zu erwähnen, dass das Ganze nicht wie ein Pizza-Service funktioniert“, so Terhoeven. Babysitter könnten nicht am selben Tag für den Abend gebucht werden. „So schnell geht das nicht. Es geht ja auch ums Kennenlernen, um Vertrauen.“

Ein immer wichtiger werdendes Projekt ist der sogenannte kleine Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch. Darin hat der Kinderschutzbund seit 2014 unter anderem eine Richterin, einen Vertreter des Jugendamtes und eine Kinderpsychologen versammelt. Der Kreis dient unter anderem als Ansprechpartner für Erzieher und andere Beteiligte, die bei Kindern oder Jugendlichen einen sexuellen Missbrauch vermuten bzw. festgestellt haben.

„Der Arbeitskreis ist eine ideale erste Anlaufstelle für diese sensiblen Fragen und Probleme“, so Margret Terhoeven. So könnten Fälle schnell und unbürokratisch angepackt werden. Die Arbeit sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, weil es vermehrt zu Hinweisen komme. „Dadurch, dass Fälle von Kindesmissbrauch in der Öffentlichkeit diskutiert werden, sind die Menschen dafür mehr sensibilisiert.“

In Planung hat der Ortsverband ein Projekt, um vor allem Jugendliche in rechtlichen Fragen zu unterstützen. „Einige andere Verbände haben mit einer Rechtsberatung schon gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Terhoeven. Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher auf sich allein gestellt sei und möglicherweise Unterhaltsansprüche gegenüber dem Vater geltend machen will, fehle es häufig an Unterstützung. „Wir haben mit drei Kempener Anwälten Kontakt aufgenommen. In Kürze gibt es einen Gesprächstermin. Auch vonseiten einer Anwältin habe sie gespiegelt bekommen, dass der Bedarf hoch sei.

Die rechtliche Beratung wäre ein weiterer Baustein für die „Lobby für Kinder“, wie es im Logo des Schutzbundes heißt. Diese Lobby zu finanzieren, sei in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, sagt die Vorsitzende. „Wir finanzieren uns über Spenden und Bußgelder“, so Rupprecht. Letztere würden der Einrichtung beispielsweise von Gerichten zugewiesen, wenn ein Verurteilter eine entsprechende Summe zu zahlen habe.

Im WZ-Gespräch machte der Vorstand keinen Hehl daraus, dass Spender und Mitglieder immer benötigt werden. Auch Fördermitgliedschaften für Unternehmen seien möglich.