Kempen In Kempen gibt es kaum noch Platz für Obdachlose
Die Wohnungslosenhilfe des SKM schlägt Alarm: Immer mehr nicht-sesshafte Menschen müssen untergebracht werden.
Kempen. Die Beratungsstelle für „Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten“ schlägt bereits Alarm. Es gibt ein großes Problem und das betrifft den Wohnraum. Es gibt zu wenig davon. Eine Tatsache, die der Katholische Verein für soziale Dienste (SKM) in Kempen bestätigen kann. „Wir brauchen dringend preiswerten Wohnraum und das vor allen Dingen für Einzelpersonen“, sagt Helene Könnes von der Wohnungslosenhilfe des SKM in Kempen.
Nicht nur eine Angelegenheit für die Thomasstadt, sondern den gesamten Kreis Viersen. Gerade in der kalten Jahreszeit sind Schlafmöglichkeiten vermehrt gefragt. Aber auch generell kommt es in den Übernachtungsstellen für nicht-sesshafte Menschen zu einer gestiegenen Nachfrage. Lag die Zahl der Übernachtungen in der Kempener Übernachtungsstelle für Nichtsesshafte vor drei Jahren noch bei 1971, so sind es inzwischen 2190 Übernachtungen, die die Einrichtung pro Jahr verzeichnet. Tendenz steigend. In Kempen stehen den obdachlosen Menschen dabei 15 Plätze zur Verfügung.
Aufgrund der vermehrten Nachfragen sind viele der stationären Einrichtungen im Land überfüllt. Wer einmal einen Platz gefunden hat, der will ihn oft nicht mehr abgeben. Der Wunsch nach einer festen Bleibe sei vorhanden. Doch es mangele an geeignetem Wohnraum und so bleiben nur die Übernachtungseinrichtungen. Gerade in den großen Einrichtungen (Vellerhof in der Eifel, Petrusheim in Weeze) halten sich teilweise Menschen auf, die dort dauerhaft leben wollen.
Helene Könnes, SKM Kempen
Die verstärkte Nachfrage ist dafür ein eindeutiges Zeichen für den SKM in Kempen, wo er eine Beratungsstelle betreibt. Die Statistik zeigt auch in der Thomasstadt: Die Zahl der Klienten, die beim SKM Hilfe und Unterstützung suchen, klettert in die Höhe. 316 Personen waren es im Jahr 2015. Das Jahr 2016 schloss hingegen mit 390 Menschen ab. Rund 70 Prozent der Ratsuchenden seien wohnungslos. Die Spanne reiche von 18 Jahren bis ins hohe Alter. Klienten, die den 70. Geburtstag überschritten haben, seien keine Seltenheit. Der Anteil der Frauen liege bei 25 Prozent. 30 Prozent seien unter 30 Jahren und 14 Prozent unter 21 Jahren.
Die Zahlen spiegeln in den Augen von Könnes die Problematiken auf dem Wohnungsmarkt wider. Die Gründe, eine Wohnung zu verlieren und auf der Straße zu landen, sind vielschichtiger Natur. Eine familiäre Änderung, sei es durch Tod, Streit oder Scheidung, psychische Probleme, Arbeitslosigkeit, eine Sucht oder Schulden, all dies kann der Auslöser dafür sein, das eigene Leben nicht mehr in den Griff zu bekommen. Einmal auf der Straße wird es schwer, wieder eine Bleibe zu finden, die über stationäre Einrichtungen hinausgeht.
In Kempen steht Obdachlosen die Wärmestube an der Kleinbahnstraße 14 a offen, wo sie nicht nur schlafen können, sondern auch die Möglichkeit erhalten, ein Beratungsgespräch zu führen oder einen Arzt aufzusuchen. „Niemand sollte die Augen verschließen, wenn er einen obdachlosen Menschen entdeckt, der Hilfe benötigt. Man kann das Ordnungsamt, die Polizei oder uns vom SKM informieren. Alle angesprochenen Gruppen kümmern sich weiter“, sagt Helene Könnes.
Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sind seit 1991 mindestens 289 Obdachlose in Deutschland an Unterkühlung gestorben. Sie erfroren im Freien, unter Brücken, auf Parkbänken, in Hauseingängen, in Abrisshäusern, Gartenlauben und sonstigen Unterständen, wo sie Schutz gesucht hatten.