St. Hubert Kühne trifft den Ton mit Niederrhein-Humor

St. Hubert. · Die Kabarettistin Ingrid Kühne erzählt von ihrer Schulzeit, wie sie Fahren und Tanzen gelernt hat und weckt Erinnerungen.

 Ingrid Kühne gibt sich bodenständig und spricht Themen an, die jeder kennt – das kommt beim Publikum in St. Hubert gut an.

Ingrid Kühne gibt sich bodenständig und spricht Themen an, die jeder kennt – das kommt beim Publikum in St. Hubert gut an.

Foto: Wolfgang Kaiser

Schon zum zweiten Male gastierte die Kerkener Kabarettistin Ingrid Kühne am Montag und Dienstag in der Reihe „Comedy und Kabarett“ im St. Huberter Forum. Es war für sie ein Heimspiel der besonderen Art: Wusste sie doch, dass man hier ihre Sprache spricht, vor allem aber ihren bodenständigen, niederrheinischen Humor gut nachvollziehen kann.

Direkt zu Beginn zählte sie auf, was sie mit St. Hubert verbindet. Als Kind und Jugendliche ging sie hier auf die Kirmes, die Schule besuchte sie in Mülhausen, „als es da noch Nonnen gab“. An ihre Fahrschule bei Herrn Tillmanns erinnert sie sich noch bestens, auch an erste Tanzversuche im KK-Center. Da gab es manches Nicken im Publikum des voll besetzten Forums, diese Erinnerungen teilten wohl viele.

Der Kalender in der Küche hat nie genug Platz für alles Wichtige

Lange habe sie sich überlegt, wie ihr Programm heißen sollte, erzählte Kühne. Dann kam ihr die rettende Idee: Ist sie doch als Frau, Mutter, Ehegattin, Tochter oder Freundin immer schuld an allem. Daher der von vornherein entschuldigende Titel „Okay, mein Fehler“. Und dann blättert sie das große Buch aller Dinge auf, die frau so passieren können.

Das fängt schon an mit dem Führen des Familienkalenders. Der Haushalt von Frau Kühne umfasst zwar nur drei Personen, aber trotzdem bietet der Kalender in der Küche nicht genug Platz. Also muss sie manchmal abkürzen, damit sie alles unterbringt. Dumm allerdings, wenn selbst sie sich dann später manchmal nicht mehr erinnert, was sich hinter einem Kürzel verbirgt. Aber sie wäre nicht die lebenspraktische Frau Kühne, wenn sie nicht darauf vertrauen würde, dass sich die Erinnerung meist wieder einstellt und man so die Situation noch retten kann.

Mühsam hat sie sogar die Mülltermine untergebracht. Da kommt ihr Mann mit einer Müll-App daher, jetzt erinnert das Handy. Aber sie macht sich auch einen Schabernack aus dem Herdentrieb der Nachbarschaft. Stellt die graue Tonne einfach mal spontan am falschen Tag heraus und beobachtet mit diebischem Spaß hinter der Küchengardine, wie prompt die ganze Straße ihrem Beispiel folgt. Um dann ebenso genussvoll die Tonne wieder zurückzuholen. Auch dies ruft zustimmendes Kopfnicken bei den Besuchern hervor. Das ist eine Situation, die jeder kennt.

Ihren Sohn Sven begleitet sie durch die Fahrschule. Da ist sie ganz erstaunt, dass nichts mehr ist mit Ankreuzen auf Bögen, sondern alles blitzefix per Computer ausgefüllt wird. Allerdings erweist sich der Sohnemann beim Ganzen als nur bedingt begabt, was der ungeduldigen Mutter natürlich mal wieder den Rest gibt. Zumal sie es übernommen hat, den noch nicht Volljährigen bei den Fahrten zu begleiten. Warum bleibt Sven so lange an der Kreuzung stehen, obwohl diese doch frei ist? Unschuldige Antwort des Filius, man müsse am Stoppschild doch warten. Aber nur drei Sekunden, nicht drei Stunden, klärt ihn die genervte Mutter auf.

Ganz wunderbar ihr Ausflug in die Medienwelt. In der Schule gab es einen Elternabend über verantwortungsvollen Umgang mit Medien. Die Referentin verteufelt ausgerechnet die von Kühne als Kind geliebte Pippi Langstrumpf oder auch Karlson vom Dach und Michel aus Lönneberga. Das kommt dann bei Frau Kühne gar nicht gut an, und sie kann das nicht unkommentiert lassen.

 So redet sie sich quer durch die Alltagswelt. Das Ganze höchst amüsant und kurzweilig. Und am Ende muss das Publikum erst einmal tief durchatmen angesichts der vielen kleinen und großen Geschichten – die einem doch alle so bekannt vorkommen.