Johnson: Der Schock sitzt tief

Die Gewerkschaft IG BCE prüft rechtliche Schritte gegen die Entscheidung des Autozulieferers, am Standort Grefrath 200 Stellen abzubauen.

Grefrath. Bei der Belegschaft des Automobilzulieferers Johnson Controls sitzt der Schock tief. Einen Tag nachdem bekannt wurde, dass bis Mitte 2009 200 Arbeitsplätze am Standort Grefrath gestrichen werden (WZ berichtete am Donnerstag), fehlen dem Betriebsrat noch die richtigen Worte.

"Wir werden weiterhin keine Stellungnahme abgeben", wiederholt ein Mitglied des Betriebsrates seine Aussage von Mittwoch. Dazu sei die Entscheidung der Geschäftsführung, das Entwicklungszentrum und die Verwaltung an der Niers zu schließen, noch zu frisch.

Der Betriebsrat werde jetzt in Ruhe beraten und dann angemessen auf den Schock reagieren. Erst in zwei bis drei Wochen werde eine genaue Vorgehensweise feststehen. Die Belegschaft werde sich auf jeden Fall rechtlichen Beistand holen. Außerdem gebe es bereits Kontakt zur zuständigen Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Moers.

"Die Entscheidung des Unternehmens ist absolut nicht nachvollziehbar", erklärt Jörg Esser, Bezirksleiter der IG BCE und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bei Johnson Controls, auf Anfrage der WZ. "Das Entwicklungszentrum in Grefrath ist ein wichtiger Faktor für das gesamte Unternehmen", sagt Esser. Es zu schließen, sei nicht wirklich zukunftsfähig. "Die Entscheidung ist ein Schnellschuss aus der Hüfte." In den aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten habe man bei Johnson Controls nicht weit genug gedacht.

Fragen der Arbeitnehmervertreter zur künftigen Ausrichtung des Unternehmens habe die Geschäftsführung in einer Aufsichtsratssitzung nicht beantworten können. "Es wurde nichts dazu gesagt, wer die Aufgaben der Grefrather Mitarbeiter in Zukunft übernehmen soll", berichtet der Bezirksleiter. So gebe es in der Niersgemeinde beispielsweise ein Testzentrum für Airbags. "Dafür ist kein anderer Standort geeignet", meint Esser.

Auch die Vorgehensweise der Unternehmensleitung ist dem Gewerkschafter ein Dorn im Auge: "Dem Aufsichtsrat wurde lediglich mitgeteilt, dass 200 Stellen am Standort abgebaut werden. Die Entscheidung war da schon längst gefallen." Laut Esser ist dieses Vorgehen gar nicht rechtens: "Bei einem Stellenabbau in diesem Umfang muss der Aufsichtsrat darüber abstimmen. Dies ist nicht geschehen."

Dagegen will die Gewerkschaft mit allen Mitteln vorgehen. "Wir prüfen rechtliche Schritte. Die Entscheidung ist so nicht zulässig", meint Esser. Daher sei man auch noch weit entfernt von den Sozialplan-Verhandlungen, die der Konzern am Mittwoch angekündigt hatte. Bevor die Verhandlungen in diese Richtung laufen, gebe es noch einiges zu klären. "Im Aufsichtsrat werden wir auf die Beantwortung der Fragen nach der Unternehmensstrategie drängen. Wir wollen wissen, wie es weitergeht."

Was die Zukunft der Produktion in Grefrath angeht, ist Esser zuversichtlich: "Da sieht die Auftragslage gut aus. Das Werk hat eine Perspektive." Darin ist er einer Meinung mit der Konzernführung. Sprecherin Astrid Schafmeister versicherte: "Das Werk wird mit seinen 350 Mitarbeitern bestehen bleiben."