Grefrath: Johnson entlässt 200 Leute

Die Auftragslage ist schlecht: Der Automobilzulieferer schließt in Grefrath Entwicklungszentrum und Verwaltung.

Grefrath. Gestern Nachmittag platzte die Bombe: Der US-amerikanische Automobilzulieferer Johnson Controls baut in Grefrath 200 Arbeitsplätze ab. Das Unternehmen teilte mit, dass das Entwicklungszentrum und die Verwaltung an der Mülhausener Straße Mitte nächsten Jahres geschlossen werden.

"Die schlechte Wirtschaftslage zwingt uns zu dieser Maßnahme", erklärte Unternehmenssprecherin Astrid Schafmeister auf Anfrage unserer Redaktion. In den vergangenen Monaten habe Johnson erhebliche Auftragseinbrüche erlitten.

"Wir entwickeln und produzieren für die gesamte Automobilindustrie, die nicht erst seit der Finanzkrise schwächelt", so Schafmeister. Zuletzt hätten sich noch die Produktionsrückgänge bei den Großkunden Daimler-Benz und Opel negativ ausgewirkt. "Wir müssen umstrukturieren, damit das Unternehmen wieder rentabel arbeitet."

Die Mitarbeiter in Grefrath wurden gestern von den Geschäftsführern der Burscheider Europazentrale informiert, dass ihnen gekündigt wird. Laufende Entwicklungstätigkeiten werden noch bis Mitte 2009 abgearbeitet. "Mit neuen Aufträgen ist nicht mehr zu rechnen", sagte die Sprecherin.

Zum Entwicklungsbereich in der Niersgemeinde zählen unter anderem Material- und Prozessentwicklung, Prototypenbau, Labor und ein Airbag-Testzentrum. Die Aufgaben der Verwaltung sollen nach Konzernangaben von anderen deutschen Standorten übernommen werden.

Zur Zukunft der 200 entlassenen und größtenteils aus der Region kommenden Angestellten wollte sich das Unternehmen gestern noch nicht äußern. "Es beginnen jetzt die Sozialplanverhandlungen. Wir hoffen, dass wir im Frühjahr 2009 Ergebnisse präsentieren können", sagte Astrid Schafmeister. Dass die Mitarbeiter an anderen Johnson-Standorten unterkommen, sei allerdings unwahrscheinlich.

Der Betriebsrat wollte auf WZ-Anfrage keine Stellungnahme abgeben. "Auch uns hat die Nachricht gerade erst erreicht", erklärte ein Mitglied des Gremiums. In den nächsten Tagen werde man das weitere Vorgehen besprechen.

Das ebenfalls an der Mülhausener Straße angesiedelte Produktionswerk, in dem 350 Menschen arbeiten, ist nach Angaben von Johnson nicht von der Stellenkürzung betroffen. Dort werden unter anderem Instrumententafeln und Türverkleidungen hergestellt.

"Das Werk bleibt in seiner derzeitigen Form bestehen", versicherte Schafmeister. Aber auch in der Produktion hat die Finanzkrise erste Auswirkungen. So werde an der Fertigungslinie für den Opel Astra derzeit Kurzarbeit gefahren. 29 Mitarbeiter seien von dieser Maßnahme betroffen. Mit Entlassungen im Werk rechne das Unternehmen aber nicht.

Grefraths Bürgermeister Herbert Kättner reagierte auf die Nachricht der Massen-Entlassung gefasst. "Die Konzernführung hat mich telefonisch über die Entscheidung informiert", sagte er.

"Mit Blick auf die Finanzkrise und die Probleme in der Automobilindustrie musste man fast mit solchen Maßnahmen rechnen." Dass es den Standort in Grefrath allerdings so hart treffe, "hat mich dann schon sehr geschockt".