. Gleich 27 Piraten von klein bis groß schippern in der „Unsinkbar 2“ durch das sturmgepeitschte Meer, in dem sogar Haie zu sichten sind. „Die Unsinkbar 1 ist leider untergegangen“, bemerkt Kapitän David Eickelberg lachend. Der Freundeskreis hat ein großes Piratenschiff samt Meer gebaut, das mit dem Transporter durch Oedt gezogen wird. Etwas kleiner, aber nicht weniger verwegen, geht es beim zweiten Piratenschiff zu, das sich mit wehender Totenkopfflagge seinen Weg durch Oedt bahnt, allerdings von Muskelkraft in Fahrt gebracht. Mit Getucker fährt indes der Hanomag R22 vor. Im Schlepptau des Traktors: der Wagen des Kinderkarnevalsvereins Vinkrath. In dem luftballongeschmückten Anhänger mit der Aufschrift „Es grüßt euch mit einem kräftigen Helau aus Vinkrath der KKV“ türmen sich die Popcorntüten. Dazu gibt es Primelchen, die unter die Jecken am Straßenrand gebracht werden.

Die jüngste Karnevalsgesellschaft des Kreises Viersen, die KG Oedt-Mülhausen 2018, hat zum Nelkensamstagszug eingeladen. Unter dem Motto „Der Zoch kütt, hat keine Bremsen, fährt von Mülhausen nach Oedt“ zieht der närrische Lindwurm durch die Straßen, an denen begeisterte Besucher stehen. „Guck mal: Ganz viele Russells, und das ist Carl“ wird ein Ruf laut, als sich der Pfadfinderstamm Sankt Vitus Oedt nähert.

Der zehnjährige Paul hat es richtig erkannt: Die Pfadfinder haben das Haus vom Film „Oben“ nachgebaut und ziehen es über die Straßen, wobei über dem roten Kamin unzählige Luftballons tanzen. Niklas Klöcker ist in das Kostüm des brummigen Carl Fredricksen geschlüpft, während die jungen Pfadfinder allesamt den Pfadfinder Russell darstellen, der im Film mit Carl und seinem Haus abhebt. „Wir haben rund drei Tage an dem Haus gebaut. Es hat eine Holzkonstruktion, und als Wände haben wir alte Planen verwendet“, erzählen Jan und Kathi von den Pfadfindern.

48 Bienen und vier Imker umsummen den Wagen vom Pflegedienst, der Wohngemeinschaft und der Tagespflege der Diakonie. Unter dem Titel „Biene Maja“ ist die Gruppe unterwegs und lässt die Kamelle in die Menge fliegen. Die Borussia 09 Oedt kann sich auch im Karneval nicht vom Fußball trennen und kommt im Trikot daher, während der Freundeskreis Zartingen seine Kostüme mit unzähligen farbigen Pompons und Pfeifenreinigerstückchen beklebt hat und so kunterbunt daherkommt. Der Bollerwagen als Rakete und das Team als Astronauten – beim Freundeskreis Altenpfleger geht es ab in den Himmel.

Trotz Nieselregens ist die Stimmung überall gut. Ein richtiger Narr lässt sich von etwas Wasser von oben die jecke Laune nicht verregnen. Viele Besucher sind eigens für den Zug nach Oedt gereist, sogar aus den benachbarten Niederlanden, wie unschwer an den Helau-Rufen mit Dialekt zu erkennen ist. Es wird gefeiert. Wobei etliche Kostüme der Zuschauer ebenfalls echte Hingucker sind. Und auch viele Häuser am Zugweg tragen ein karnevalistisches Outfit. Anwohner haben zudem in ihren Vorgärten Stehtische aufgebaut, an denen mitgefeiert wird. Bei Iris Merkens steht sogar ein Pavillon, unter dem die Oedterin mit Freunden feiert und es sich bei Käselauchsuppe und Berliner Ballen gut gehen lässt. „Bei mir kriegen die Ordner auch einen Kaffee zur Stärkung“, sagt Merkens lächelnd.

Weniger begeistert sind manche Zuschauer von den mitziehenden Landjugenden und Freundeskreisen. „Was das mit Karneval zu tun hat, weiß ich nicht“, kommentiert eine als Fee verkleidete junge Frau, als die Wagen mit unsäglich lauter Musik vorbeirollen und teilweise eine Nebelwolke hinter sich her ziehen, weil auf den hohen Wagen Nebelmaschinen installiert sind. Da nutzt es auch nichts, wenn die Wagen mit witzigen Mottos wie „SOS Affenalarm“ und einer ganzen Mannschaft Affen oder als „Eskalationstrupp“ in der bayerischen Almhütte daherkommen. Die sich auf Geisterjagd befindlichen Ghostbusters als auch die Teufel aus Grefrath sowie die Superhelden fallen zwar auf, aber nicht immer positiv.