Kabarett im Forum St. Hubert Der Musikalität der Kempener auf den Zahn gefühlt

Kempen · Im Forum St. Hubert brachte Christoph Reuter den Zuhörern die Welt der Musik humoristisch näher.

Christoph Reuter war mit seinem Kabaratt-Programm in St. Hubert zu Gast.

Foto: Norbert Prümen

(tg) „Musik macht schlau (außer man­che)“ – diese kühne These ist zu­gleich der Name des aktuellen Pro­gramms des Berliner Pianisten und Kabarettisten Christoph Reuter. Der studierte Jazzpianist und Musikpädagoge, der seit vielen Jahren regel­mäßig mit Eckart von Hirschhausen zusammenarbeitet, präsentierte dem Publikum im gut gefüllten St. Hu­berter Forum am Montag­abend bei seinem ersten von zwei Auftritten Kabarett der etwas ande­ren Art, bei dem der Witz ebenso durch Töne wie durch Worte ent­steht.

Seine zwei­stündige Tour de Force durch sämtli­che Epochen und Gen­res der Musik­geschichte von Bach bis Cold­play und von der Oper bis zum Hip-Hop ging auf kurzweilige Art dem We­sen von Musik auf den Grund und ermutig­te die Zuschauer, das ei­gene musika­lische Gespür in sich zu ent­decken.

Wichtigstes Bühnenrequisit neben Flügel und Keyboard: ein selbst ge­basteltes „IQ-Messgerät“, mit dem Reuter wissenschaftlich exakt nach­weisen konnte, wie durch das Hören von guter Musik die Intelligenz im Saal im Laufe des Abends zunahm. Jedoch war es bis zum letztlich er­reichten Höchststand von rund 130 ein langer Weg, auf dem das Pendel zwischenzeitlich auch nach unten ausschlug.

Schließlich kommt das Oberstübchen eventuell bei Wolf­gang Petry weniger gut in Fahrt als bei Mozart. Reuter gab aber ein Plä­doyer für den Dilettantismus ab, denn in jedem Fall sei es hilf­reich, sel­ber musikalisch aktiv zu sein. Da­her wurde das Publikum durch Mit­singen, Tanzen, Klat­schen und sogar Beatboxen verschiedentlich in die Per­formance eingebunden – stets be­gleitet von Reuters oft jazzig angehauchtem, technisch ein­wandfreiem und in­stinktsicherem Klavier­spiel, dessen Repertoire die High­lights der Klas­sik ebenso ab­deckt wie die Ohr­würmer unserer Zeit.

Ei­nige beson­dere Schmankerl des Pro­gramms waren eine Top 5 der Mu­siktitel für Katzen („Our Mouse in the Middle of Our Street“) und der unangemes­sensten Hochzeits­songs („Highway to Hell“), eine Rap-Ver­sion von „Für Elise“ (inklu­sive Käp­pi, Sonnenbril­le und Gold­kettchen) oder eine Fla­menco- und Hea­vy-Me­tal-Einlage auf dem Key­board.

Natürlich setzten Reuters amüsante Beobachtungen zu einzelnen Stilen oder Titeln und den damit oft ver­bundenen Klischees gewisse Vor­kenntnisse voraus; auch ver­schwamm manches Mal die Grenze zwischen Kabarett und Konzert, Di­daktik und Humor ein wenig, wes­wegen das Publikum spürbar et­was Zeit brauchte, um mit dem Abend warm zu werden. Doch von Reuters Fazit („Mit Musik be­kommen Sie vom Gehirn mehr fürs glei­che Geld“) dürften die allermeis­ten über­zeugt worden sein – um in der Zuga­be mit einer Jazz- und einer Popver­sion von Beethovens „Pa­thétique“ entlassen zu werden.