Kempen: Dürre noch kein Thema bei Landwirten In Kempen herrscht noch keine Furcht vor Dürre

Kempen · Über die warnenden Prognosen des Deutschen Wetterdienstes sprach die WZ mit Ortslandwirt Peter-Josef Coenen.

Die Landwirte setzen darauf, dass dieses Bild in diesem Jahr nicht Wirklichkeit wird: staubtrockene Felder.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Dass Bauern sich oft anderes Wetter wünschen als andere Menschen, ist bekannt. So hätte der Kempener Ortslandwirt Peter-Josef Coenen – und damit dürfte er für das Gros seine Kollegen im Kreis Viersen sprechen –, momentan nichts gegen eine „schöne Woche Landregen“. Angst vor einem zweiten extrem trockenen Jahr nach 2018 hat Coenen nach eigener Aussage aber nicht – zumindest noch nicht.

Der Hintergrund: Der Deutsche Wetterdienst hatte in der vergangenen Woche gewarnt, wenn sich die Wetterlage nicht ändert, drohe der „nächste Dürresommer in Deutschland“. „Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten, könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden“, so Dr. Udo Busch, Leiter Agrarmeteorologie des DWD. In vielen Regionen Deutschlands sind demnach in diesem Jahr zum Start der Vegetationsperiode die Böden viel trockener als im sogenannten vieljährigen Durchschnitt. Selbst 2018 lagen nach Berechnungen des DWD „die Bodenfeuchtewerte im April deutlich über den aktuellen Werten dieses Jahres“.

Treffen die negativen Prognosen ein, müsste die Landwirtschaft wohl erneut mit Ertragseinbußen rechnen. Coenen, der in Schmalbroich unter anderem Kartoffeln sowie Rot- und Weißkohl für die industrielle Verarbeitung anbaut, war im vergangenen Jahr dank Beregnungsanlagen mit einem blauen Auge davongekommen. „Bei den Kartoffeln waren die Erträge ganz in Ordnung, beim Kohl waren es schon etwa 20 Prozent weniger“, sagt der Landwirt. Die Furcht vor einem erneuten, vielleicht sogar schlimmeren Ernte-Minus hat ihn offenbar noch nicht befallen. „Ich bin natürlich kein Meteorologe, aber ich bin gegenüber langfristigen Wettervorhersagen grundsätzlich skeptisch“, sagt der erfahrene Landwirt. Es sei zu früh, „die Katastrophe herbeizureden“. Er wisse aber, dass Kollegen, die Futtersaat anbauen, ihre Flächen bereits beregnet hätten. „Dass es für diese Jahreszeit zu trocken ist, steht außer Frage“, gibt er zu. Und auch die Zunahme von Wetterextremen habe er festgestellt – seien es Dürren oder Wolkenbrüche. „Oder denken Sie an den Tornado im vergangenen Mai im Boisheim.“

Die Folgen der Trockenheit im vergangenen Jahr sind laut DWD noch spürbar. Zwar sei im Deutschlandmittel in den Monaten Dezember 2018 sowie Januar und März 2019 mehr Niederschlag als üblich gefallen. „Das zum Teil extreme Niederschlagsdefizit aus dem Jahr 2018 konnte in vielen Regionen dadurch aber noch nicht ausgeglichen werden. Die Folge: Auch der Bodenwasserspeicher wurde im vergangenen Winter vielerorts nicht aufgefüllt.“ Für seinen Betrieb gibt Peter-Josef Coenen Ende April Entwarnung: „Ich habe genug Feuchtigkeit im Boden.“ Allerdings handele es sich rund um Kempen auch um ziemlich schwere Böden, die das Wasser sehr gut halten könnten. Daher könne er nachts gut schlafen. „Doch vielleicht schätze ich die Situation in vier bis sechs Wochen ganz anders, sprich kritischer ein. Wir müssen einfach abwarten“, so der Kempener Landwirt.

Vielleicht erlebt der Niederrhein einen verregneten Mai. Das letzte Aprilwochenende war bereits recht feucht. „Dann würde sich die Situation entspannen.“ Für die Menschen, deren Freizeitvergnügen dadurch buchstäblich ins Wasser fallen würde, hat Coenen durchaus Verständnis. „Wir können uns ja darauf einigen, dass es immer nur nachts regnet.“