Haarabschneide-Tag in Kempen Friseure schneiden Haare für den guten Zweck
Kempen · Beim Coiffeur-Team Lüppertz ist am Samstag Haarabschneide-Tag. Wer sich die Mähne kürzen lässt, tut gleichzeitig etwas Gutes.
Im Friseursalon Lüppertz in der Kempener Altstadt greifen die Mitarbeitenden am Samstag, 29. Juni, für einen guten Zweck zur Schere. Männer, Frauen, Jugendliche können sich das Haar kürzen und eine schicke Sommerfrisur schneiden lassen. Und das gegen eine doppelte Spende: Sie geben ihr Haar – und für die neue Frisur eine Spende ins Spendenschwein, das auf der Theke steht. Für das Coiffeur-Team Lüppertz eine Premiere.
„Wir machen diese Aktion zum ersten Mal“, berichtet Inhaber Torsten Lüppertz, der seit über 30 Jahren mit seinem Friseursalon in Kempen ansässig ist. Bislang hätten Kunden zwar ihre Zöpfe spenden können, wenn man das Haar abgeschnitten habe, doch für die Frisur, die im Anschluss dann geschnitten wurde, hätten die Kunden zahlen müssen. Das ist diesmal anders. Für die neue Frisur hat das Team ein Spendenschwein aufgestellt, „jeder gibt, was ihm die neue Frisur wert ist, vielleicht 20 oder 30 Euro“, meint Lüppertz.
Manche Kundinnen und Kunden sind ohnehin regelmäßige Haarspender, lassen ihre Mähne drei bis vier Jahre wachsen und gehen dann zum Friseur. Mit dem „Haarabschneide-Tag“ will das Team noch mehr Menschen auf die Möglichkeit aufmerksam machen, das eigene Haar für andere zu spenden.
Die am Samstag bei Lüppertz abgeschnittenen Haare gehen an die Stiftung „It’s for Kids“. Die Stiftung hat Friseur Lüppertz zertifiziert, Haarzöpfe für „It’s for Kids“ zu sammeln. „Die Haare werden an eine Perückenmanufaktur verkauft, die Perücken für krebskranke Kinder fertigt“, erklärt Torsten Lüppertz. Doch auch Kinder in der Region sollen von der Aktion profitieren. „Das Geld, das durch die Spendenaktion hier eingenommen wird, kommt wieder hierhin zurück“, sagt Lüppertz. So steht es auch auf der Urkunde, die ihm die Stiftung verliehen hat: „Mit dem Verwertungserlös werden sexuell missbrauchte, misshandelte und benachteiligte Kinder in verschiedenen Projekten unterstützt“, heißt es da. „So kann man nachvollziehen, was aus dem gespendeten Geld wird“, sagt Lüppertz. Das Spendenschwein auf der Theke kann übrigens auch von Menschen „gefüttert“ werden, die keine Haare spenden möchten oder können.
Für die Spende müssen die Haare 25 Zentimeter oder länger sein
Und wer kann Haare spenden? „Im Prinzip jeder“, sagt der Friseurmeister aus Kempen, „die Haare, die abgeschnitten werden, sollten allerdings mindestens 25 Zentimeter lang sein. Je länger, desto besser. Denn durch das Knüpfen der Perücken verliert man immer auch ein bisschen Länge.“ Ideal sei es, wenn die Haare nicht chemisch behandelt wurden, also nicht gefärbt seien, „am besten sind Naturhaare“, sagt Lüppertz.
Die Perücken werden beispielsweise für Kinder benötigt, die an Krebs erkrankt sind und sich einer Chemotherapie unterziehen müssen. Oder auch für Kinder, die an Haarausfall (Alopezia) leiden. Der kann kreisrund auftreten, aber auch die gesamte Kopfhaut umfassen. Eine Betroffene, die selbst als Jugendliche unter totalem Haarausfall litt, wird am Samstag im Friseursalon sein, um Interessierte zu informieren. Um eine Kinderperücke zu fertigen, seien im Durchschnitt etwa drei Zöpfe nötig, erklärt Lüppertz, „das hängt auch davon ab, ob die Spenderhaare eher dick oder dünn sind.“
Neben eigenen Mitarbeitenden werden am Samstag auch Gastfriseure bei Lüppertz mit zur Schere greifen und Mähne um Mähne kürzen, weitere Mitarbeitende kümmern sich um das Wohl der Kunden. Wer jetzt überlegt, sich für den Sommer eine luftige Kurzhaarfrisur schneiden zu lassen, kann auch schon überlegen, welche Frisur es denn werden soll. Besondere Trendfrisuren im Kurzhaarbereich gebe es nicht, sagt Lüppertz, „alles ist möglich.“ Die Kundinnen und Kunden wüssten meist schon genau, was sie wollten, blätterten nicht mehr durch Frisurenbücher wie früher, „sie zeigen uns ein Bild auf ihrem Smartphone.“
Freudentränen über das Glück, geholfen zu haben
Dem abgeschnittenen Zopf muss man nicht nachweinen. „Wenn Kundinnen und Kunden weinen, dann nicht aus Traurigkeit über die abgeschnittenen Haare“, weiß Lüppertz aus Erfahrung, „sondern eher vor Glück, weil sie geholfen haben.“