Kempen: Klinkenputzen für Martin

Das Fest um den Samariter erfordert viel Aufwand. Eine wichtige Aufgabe kommt dabei den Ehrenamtlern zu.

Kempen. Wenn um diese Jahreszeit die Türglocken in Kempen läuten, stehen vielleicht wieder die Martinssammler draußen und bitten um eine Spende für das "schönste Kempener Fest", wie es oft genannt wird. Der Martinszug braucht eine Menge Helfer.

Was viele nicht wissen: Ein solch großer Fackelzug mit tausenden Kindern, vielen Musikkapellen, Pferden, Sicherheitskräften und Feuerwerk verursacht hohe Kosten. So wurden im vergangenen Jahr rund 47.000 Euro ausgegeben.

Die gute Nachricht: die höchsten Ausgabeposten, mehr als 30.000 Euro, kommen den "Hauptdarstellern" zu Gute: in Form von "Blo-ese" (Tüten) und Fackel-Prämierung.

Die WZ hat die Sammler Bernd Klein (42) und Heinz Zindler (63) begleitet. Es ist Montagabend, 17 Uhr. Es ist für die Beiden der erste von sieben Sammeltagen in diesem Jahr. Das Revier der beiden Männer vom Martinsverein ist der Peschweg samt Nebenstraßen.

In einem der Häuser treffen sie auf das Ehepaar Hannelore und Klaus Bougie. Die Sammler sind offensichtlich dort schon gut bekannt, denn die Bougies wissen genau, weshalb geläutet wird. Daher braucht’s nicht vieler Worte, und ein Geldschein wechselt den Besitzer.

Gefragt, weshalb die Familie den Martinszug großzügig unterstützt, kommt einhellig die Antwort: "Wir haben drei Kinder, die zwar schon erwachsen sind und nicht mehr hier wohnen, aber zum Martinsfest kommen alle gerne wieder." Mit dabei ist auch Enkelin Simone (8).

Warum sammelt Bernd Klein? "Mein Vater war schon Jahrzehnte als Sammler tätig und ich will diese Tradition fortsetzen." Heinz Zindler kam durch Klein dazu, der vor acht Jahren einen zweiten Mann suchte.

"Unser Bezirk umfasst über 220 Sammelstellen, da ist es praktisch, wenn man sich die Arbeit teilen kann. Der eine schreibt, der andere kassiert", so Zindler. Klein: "Außerdem macht uns der Kontakt mit den Menschen Spaß. Es gibt jedes Jahr viele positive Erlebnisse."

Gehört dazu auch ein gelegentliches Schnäpschen in den Häusern? Beide grinsen und verraten, dass man das ein oder andere Mal vielleicht nicht mehr ganz nüchtern nach Hause gekommen ist. Aber das sei die Ausnahme.

Gibt es in Kempen Leute, die gar nichts springen lassen? Klein: "Bei uns im Bezirk noch nicht mal eine Handvoll." Bei Neubürgern gebe es oft die Frage, wofür das Geld verwendet wird. Viele Leute wüssten nicht, dass der Martinsverein auch bedürftige Familien unterstützt.

Oft werde auch nach den Kosten für das Feuerwerk gefragt. "Aber da können wir viele Vorurteile ausräumen, denn dank der tatkräftigen Hilfe der Feuerwehr bleiben diese Kosten weit unter 3.000 Euro", sagt Klein.