Lobberich: Rotes Blut auf weißem Sand

Helmut Grüttners neuer Roman „Elb-Gezeiten“ ist eine spannende Mischung aus Sage und Historie. Den Lesegenuss trüben allerdings die vielen Druckfehler.

Lobberich. Welch ein Drama: Gunnar blutet, sinkt in die Elbe, die "in furchtbarer Blutfarbe" schimmert. "Bin ich tot?", fragt sich Gunnar verwirrt. Doch er lebt, durchströmt von der Magie der Elbe.

Das klingt wie eine Sage- ist auch eine, eher noch ein Märchen. Erdacht vom Lobbericher Autor Helmut Grüttner: "Elb-Gezeiten in Tangermünde" heißt sein neues Buch mit dem Untertitel "Die Saga von Gunnar von der Gloye und Sturio Stülpmaul, dem Stör".

Eine Saga also. Mit dem Hinweis auf der Titelseite: "Historischer Roman". Mit Zeichnungen wie in einem Kinderbuch. Was genau ist nun Grüttners Werk? Sicherlich von allem etwas. Und noch mehr: Grüttner macht sich zum Anwalt der Natur, prangert die Respektlosigkeit der Menschen gegenüber der Schöpfung an.

Was der Autor auf rund 300 Seiten unterbringt, ist eine- manchmal übervolle- Mischung aus Historie, Fantasie und Weltanschauung. Wie Grüttner schreibt, das ist lesenswert: Poetisch, wenn die Elbe gleichsam als Person ihre Gefühle preisgibt. Packend, wenn Held Gunnar spürt, wie "dich der Tod berührt".

Das alles - wer’s mag - in alter Rechtschreibung, passend zum alten, ja mitunter altmodischen Sprachstil: Der in die Elbisdirn verliebte Berggeist zum Beispiel "begehrte auf das Heftigste, sie zur Frau nehmen".

Grüttner verfällt nicht der neumodischen Englisch-Manie, gibt seinen Gestalten deutsche Namen, teils dem Lateinischen entlehnt: So heißt der sprechende Stör Sturio Stülpmaul - was doch recht kindlich klingt.

Nebenbei: Man vermutet heute, dass früher in der Elbe nicht der Stör Acipenser "sturio" lebte, sondern die verwandte Art Acipenser oxyrinchus. Gar kindisch diese Comic-Sprache, wenn der Fisch spricht: "Kulb-Klucks-Gulb-Glucks".

Manko des Buches: Schlechter Schriftsatz und viele Fehler. Es wimmelt von Druckfehlern, falschen Zeichen und Abständen, was den Lesegenuss trübt wie die Häufung der berüchtigten drei Punkte "...".

Das ist peinlich auch für den Verlag, der sogar fehlerhaft auf Grüttners ersten Roman "Mülheim Blues" verweist: "Mühlheim". Ansonsten ist Grüttners Werk originell, spannend - und dramatisch: "Rotes Menschenblut färbt weißen Elbesand."