Sammelsamstag in Kempen Kurioses aus dem Keller für das Landesmuseum

Kempen · Der Museumscontainer des „Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen“ steht derzeit in Kempen.

Marcus Optendrenk (li.) überreichte dem Präsidiumsvorsitzenden Hans Walter Hütter einen Tennisschläger.

Foto: Norbert Prümen

(e.b.) Da wurde Vergangenheit Gegenwart: Am Samstagnachmittag besuchten zahlreiche Bürger aus dem Kreis Viersen vor dem Franziskanerkloster den Museumscontainer des „Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen“ und brachten mit, was sie auf Speichern, in Schränken und Kellern gefunden hatten: Ausstellungsstücke für das Landesmuseum, das jetzt im Behrensbau am Mannesmannufer in Düsseldorf entsteht. Gegenstände, die das wechselhafte Leben vergangener Jahrzehnte dokumentieren.

Das umfangreichste Exponat konnte freilich nicht vorbeigebracht werden, umfasst es doch eine Fläche von viereinhalb Quadratmetern: Das Modell des Stadtteils Düsseldorf-Reisholz, geplant und gebaut von Hieronymus Schmitz, Vater des Kempener Bauprojekte-Planers Ralf Schmitz. In Reisholz errichtete die Schmitz KG von 1970 bis 1974 mit Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus 1521 Wohnungen vor allem für bedürftige Bürger, für Senioren, für kinderreiche Familien, für Aussiedler. Den Schwerpunkt bildeten 678 Wohnungen, in denen Menschen unterkamen, die sonst in Obdachlosenunterkünften, in Baracken oder Gartenlauben hätten hausen müssen.

Bau-Werkzeuge wurden aus Willich angeliefert: Ein Zimmermanns-Hammer und eine Säge, ein Bohrer, ein Verputzbrett, eine Kelle. Sie stammen aus dem Nachlass des in Willich ansässigen Zimmermanns Wilhelm Kaiser. Ursprünglich Landwirt aus Ostpreußen, hatte er sich, da sein Hof durch die russische Besetzung verloren gegangen war, zum Bauhandwerker umschulen lassen und mit seiner Frau an der Martin-Rieffert-Straße ein Haus gekauft, an das er nun, um Kaninchen, Schweine, Enten und Hühner zu halten, Ställe anbaute. Im neuen Wohnort engagierte er sich mit seiner Frau Edeltraud vielfach im kommunalpolitischen und sozialen Bereich.

Da liegt aus Kempen eine Bloase-Tüte des St.-Martins-Vereins. Von den Unicef-Kickern St. Hubert, die sich seit Jahrzehnten weltweit für die Rechte von Kindern und Jugendlichen einsetzen, kommen Trikots mit signifikanten Aufschriften. Der Schriftführer („Secretarius“) der Dülkener Narrenakademie, Erhard Braun, hat ein Repro des Diploms mitgebracht, das die Gesellschaft 1828 Dichter Johann Wolfgang von Goethe überreichte.

Und da steht ein Paar Schuhe, aus Segeltuch statt Leder, mit Holzsohlen. Aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen, trug sie ein Hinsbecker, als er im Oktober 1946 zu Hause ankam. Da war das Land Nordrhein-Westfalen gerade einen Monat alt.

Eröffnet wurde der „Sammelsamstag“ von Marcus Optendrenk, NRW-Finanzminister und Kuratoriumsmitglied des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen. Er stiftete einen von der Grefrather Firma Tengo vertriebenen Tennisschläger („Seit über 25 Jahren spiele ich im TK Rot-Weiß-Kempen“) und zitierte den einstigen Bundespräsidenten Roman Herzog; „Wenn du nicht wissen willst, wo du herkommst, weißt du auch nicht, wo du auskommst!“

(e.b.)