Aus Usbekistan nach Berlin Unterwegs mit dem Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner

Kempen · Umrbek Ibragimov absolviert aktuell ein Praktikum im Büro von Udo Schiefner.

Umrbek Ibragimov (l.) begleitet Udo Schiefner noch bis Ende Juli, hier am Martinsdenkmal.

Foto: Norbert Prümen

Deutsch gelernt habe er mit Hilfe von SpongeBob, sagt Umrbek Ibragimov und lacht. „Als ich sechs Jahre alt war, wurde Usbekistan unabhängig. Mein Vater besorgte eine Sat-Schüssel, und ich fand den Kanal mit den Zeichentrickfilmen. Ich habe fast nicht mehr geschlafen, nur Trickfilme geschaut. So habe ich Deutsch gelernt.“

Heute ist Umrbek Ibragimov 26 Jahre alt, hat in der usbekischen Hauptstadt Taschkent Geschichte studiert, dort auch seine Kenntnisse der deutschen Grammatik verbessert. In Berlin absolvierte er dann sein Master-Studium. Aktuell ist er Stipendiat des Parlamentarischen Demokratieförderprogramms (IPS) und absolviert ein Praktikum im Büro des Kempener SPD-Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner in Berlin.

Er begleitet Schiefner zu Terminen, in Berlin ebenso wie im Kreis Viersen. 96 Studierende aus 42 Ländern wurden für das diesjährige Programm ausgewählt, um zu erfahren, „wie ein demokratisches System wie in Deutschland funktioniert und vielleicht etwas davon mit in ihr eigenes Land zu nehmen“, erklärt Schiefner. Ibragimov begleitet Schiefner zu Sitzungen des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages, dort hat Schiefner den Vorsitz, kümmert sich auch um die vielen Anfragen von Bürgern, die im Büro Schiefners dazu ankommen, und leitet seine Recherche-Ergebnisse an die wissenschaftlichen Mitarbeiter weiter. Er begleitet den Abgeordneten zu Fraktionssitzungen und Veranstaltungen. Was dem jungen Mann daran gefällt: „Die Abwechslung. Es gibt nicht jeden Tag die gleichen Aufgaben.“

In Berlin wohnt Ibragimov bei einer Gastfamilie. Die Deutschen hielten sich sehr genau an Regeln, das habe man in der Corona-Zeit gesehen, sagt der junge Historiker und verweist schmunzelnd auf die deutsche Pünktlichkeit: „Für uns Usbeken heißt pünktlich eher, plus minus 30 Minuten.“ Gleichzeitig sei Deutschland ein sehr offenes Land, die Menschen seien sehr hilfsbereit, und man könne mit ihnen über viele Themen reden. Was ihm gefällt in Berlin: das große kulturelle Angebot, Theater und Oper, „bei uns zu Hause sind Hochzeiten die großen Veranstaltungen des Jahres. Aber ich komme auch aus einer traditionellen Gesellschaft in einem kleinen Dorf.“

Die zentralasiatischen Staaten seien in einer schwierigen Rolle, berichtet Schiefner, „sie sind unabhängig, beobachten aber den Krieg Russlands gegen die Ukraine mit Sorge. Sie suchen ihre Rolle, wollen die Russen nicht reizen.“ Gern will der Abgeordnete, der schon in Tadschikistan, Kirgisistan und der Mongolei war, auch das kleine Dorf besuchen, aus dem Ibragimov stammt. Doch bis Ende Juli werden die beiden noch gemeinsam unterwegs sein, dann endet das diesjährige Stipendiaten-Programm. Ende Juli endet übrigens auch die Bewerbungsfrist für die Studierenden, die 2025 am IPS teilnehmen wollen.

(biro)