Kempens Karnevalspinz blickt zurück „Ich habe jeden Auftritt als Prinz genossen“

Kempen · Am Elften im Elften wird in Kempen bekannt gegeben, wer das Narrenvolk künftig durch die jecke Zeit führen wird.

Prinz Thomas I. (Härtel) mit seinen Töchtern Paulin und Lucie, die ihn in seiner Amtszeit als Prinzenmariechen begleiteten.

Foto: Norbert Prümen

„Jedes Jahr, wenn Freude unser Herz beseelt, wird bei uns am Rhein ein neuer Prinz gewählt“, heißt es in dem bekannten Karnevalslied „Ein schmucker Prinz“ von Jupp Schmitz. Ein schmucker Prinz war auch Thomas I. (Härtel), der auf drei unvergessliche Jahre zurückblickt. Noch ist in Kempen geheim, wer seine Nachfolge antreten und das Kempener Narrenvolk in den Jahren 2025 bis 2027 führen wird: Das wird erst am Elften im Elften auf dem Buttermarkt bekannt gegeben.

Als Härtel zum Start in die Karnevalszeit 2021 im Arbeitsanzug auf dem Buttermarkt stand, hätten wohl die wenigsten gedacht, dass er kurz darauf die Drehleiter der Feuerwehr hochklettern und sich oben in Windeseile und vor aller Augen verborgen umziehen würde, um sich als frisch gekürter Prinz dem Narrenvolk zu präsentieren. Für den Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister, der in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist und der sich beim Kempener Karnevals-Verein (KKV) um Sicherheit und Ordnung kümmerte, ging damit ein Traum in Erfüllung. Schließlich war er mit dem Karneval großgeworden, bildeten die Eltern Manfred und Irene 30 Jahre zuvor selbst das Prinzenpaar.

„Er habe jeden einzelnen Auftritt genossen, berichtet Härtel rückblickend, „jeder Auftritt war für die Vereine und für mich ein Highlight“. Immer unterwegs, von Veranstaltung zu Veranstaltung, viel schunkeln, wenig schlafen – für Karnevalsprinz Thomas I. eine tolle Zeit. „Morgens um 5 Uhr waren wir nach den Veranstaltungen oft noch zum Eierbraten, und um 8 Uhr hieß es dann wieder: aufstehen“, erzählt der 59-Jährige. Als Feuerwehrmann sei er es zwar gewöhnt, dass man auch mal nachts zum Einsatz gerufen werde, „aber das ist etwas völlig anderes“, sagt der Kempener: „Der Feuerwehrmann wird aus der Tiefschlafphase gerissen, fährt zum Einsatz und findet dann nicht mehr in den Schlaf. Der Karnevalsprinz schläft gerade ein, da klingelt schon wieder der Wecker.“ In der närrischen Hoch-Phase habe ihm da morgens nur eine kalte Dusche geholfen, erzählt Härtel, „dann bin ich wach.“ Zudem sollte man nicht beherzt nach jedem Biertablett greifen, das durch die Kneipe kreist. „So lange man offizielle Auftritte hat, sollte man die Contenance wahren“, sagt Härtel. Natürlich könne man zwei, drei Bier trinken, sollte zwischendurch aber immer wieder zu Wasser greifen. „Aber wenn dann der letzte Auftritt vorbei ist, wer würde dem Prinzen da ein Bier verwehren?“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Hätte ich alle Biere getrunken, die mir als Prinz angeboten wurden, hätte ich heute ein Problem.“

Dabei war schon das Prinzenornat eine Herausforderung, wie Härtel feststellen musste. Denn die Jacke wurde hinten mit fünf Knöpfen geschlossen – die er selbst nicht öffnen konnte, wenn er frühmorgens nach Hause kam. „Ich saß auf dem Sofa und fragte mich, wie ich da rauskommen soll“, erinnert er sich. Schließlich habe er sich Kissen unter die Arme gestopft, sei so auf dem Sofa eingeschlafen. Und habe danach nie wieder vergessen, beim Eierbraten irgendjemanden zu bitten, ihm die Knöpfe zu öffnen, bevor er mit dem Taxi nach Hause fährt.

Eine schöne Überraschung für ihn war hingegen eine Tour mit der Prinzengarde in die Düsseldorfer Altstadt. Anschließend ging es ins Füchschen-Zelt, zur KG Onger Ons, wo einst seine Eltern waren. Den Besuch im Füchschen-Zelt wollen die Kempener wiederholen, „dann werden weitere Vereine dabei sein, wir wollen mit Masse da auftreten“, kündigt Härtel an.

Etliche Termine stehen für die Kempener Karnevalisten schon im Kalender: „Ab dem 11.11. sind schon 27 Auftritte bis Aschermittwoch geplant“, sagt Härtel, der auch Geschäftsführer im KKV ist. Weitere werden folgen. Auf seine Reden habe er sich nur für die Narrenmesse und die Prinzenproklamation vorbereitet, den Rest „frei weg aus meiner karnevalistischen Erfahrung heraus“ vorgetragen, sagt der Kempener, „ich hatte kein Problem damit, den Saal zu animieren.“

Nicht zuletzt helfe auch die Musik zwischendurch: Nach zwei, drei Schunkelliedern sei die närrische Stimmung da. Lieder, die er nicht mehr hören könne, gebe es nicht: „Ich singe alles mit, ich freue mich, wenn Karnevalsmusik läuft und sich alle in den Armen liegen, so soll es sein.“

Der nachfolgenden Regentschaft will Härtel keine Ratschläge geben, „jeder soll diese Zeit so leben, wie er es möchte.“ Wichtig sei ihm gewesen, dass der Kempener Karneval zusammenwachse, „und das ist mir gelungen“, sagt Härtel, „die Vereine waren überall dabei.“ Aus der Zeit als Karnevalsprinz sind ihm viele schöne Erinnerungen geblieben. Die Uniform hängt noch im Schrank, diese könne er irgendwann vielleicht an einen Kostümverleih weitergeben, überlegt er.

Die Narrenkappe mit den langen Federn allerdings – „die Federn kosten ein Vermögen, man muss wirklich gut darauf aufpassen“ – werde sein Haus niemals verlassen: Sie gehörte einst seinem Vater, Härtel ließ sie für die eigene Session nur aufarbeiten. Und da die Ex-Prinzen in Kempen ihre Narrenkappen bei der Prinzenproklamation und beim Rosenmontagszug tragen dürfen, wird auch Härtel die Familienkappe dann wieder aufsetzen.