Vereinigte Turnerschaft Massive Kritik an Politik, Stadt und Sportverband
Bei der Mitgliederversammlung des Vereins holte Vorsitzender Detlev Schürmann zum Rundumschlag aus: In Kempen habe der Sport keine Lobby.
Kempen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Vereinigten Turnerschaft (VT) Kempen gab es am Sonntag scharfe Kritik an der Verwaltung: der Vorsitzende Detlev Schürmann, prangerte Missstände mit Blick auf den Sport in der Thomasstadt an. Laut Schürmann „brennt es in verschiedenen Bereichen des Sports“.
Die Mitgliederversammlung des größten Kempener Sportvereins war schwach besucht. Von den gut 2000 Mitgliedern waren nur 25 zur Versammlung ins Vereinsheim in Schmalbroich gekommen. Dies hinderte den 1. Vorsitzenden jedoch nicht daran, klare Worte zu finden. Mit Blick auf den abgelehnten Antrag, der VT für den weiteren Um- und Ausbau der ehemaligen Schmalbroicher Schule im Gegenzug die Sportstättengebühr zu erlassen, meinte Schürmann: „Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass der Sport in Kempen leider nur dann eine Lobby hat, wenn sich die Stadtväter damit öffentlich in Szene setzen können.“
Auch vom Stadtsportverband habe es keine Unterstützung gegeben. „Wie auch, wenn der Vorsitzende Ratsmitglied der Mehrheitsfraktion ist“, sagte Schürmann über Andreas von Brechan (CDU). Der Stadtsportverband unterstütze immer die Meinung der Stadt.
Schürmann sprach auch den Kunstrasenplatz an, der in Kempen „doppelt so teuer ist wie in Grefrath“. Er stellte eine finanzielle Schieflage mit Blick auf die Kostenbeteiligung der Vereine fest. Rund 150 000 Euro habe Thomasstadt Kempen für den Kunstrasenplatz beisteuern müssen — auf einem städtischen Grundstück. Ähnliches widerfuhr dem VfL Tönisberg beim Neubau der Kabinen am Sportplatz.
Schürmann sah die Sportpolitik in Kempen in einer „massiven Schieflage“. Dass die Jugend im Sport durch die Stadt Kempen gefördert wird, sei eine „Lüge“. Schürmann riet der Politik mit der „Augenwischerei“ aufzuhören. 13 000 Euro zahle die VTK jährlich — überwiegend für die Jugend — an Hallenbenutzungsgebühren. Lediglich 3500 Euro bekommt der Verein als Zuschuss für die Jugendarbeit. Schürmann weiter: „Die Stadt bekommt per anno 90 000 Euro vom Land für die Sportvereine. Dieses Geld verschwindet im Haushalt der Stadt.“
Die Sportentwicklungsplanung sei jahrelang von der Stadt ignoriert worden. Als Farce empfindet Schürmann das vom zuständigen Beigeordneten Michael Klee ins Leben gerufene „Zukunftsforum Sport“. Dazu sei kein einziger Vertreter der Sportvereine eingeladen gewesen, wohl jedoch die Politiker. Am Ende seiner Kritik gab es für Schürmann lang anhaltenden Beifall. Er hatte den Mitgliedern mit den klaren Worten offensichtlich aus der Seele gesprochen.
Zum Abschluss ging der Vorstand noch einmal auf den geplanten Umbau des Vereinsgeländes in Schmalbroich ein. Schürmann war sich mit seinen Vorstandskollegen einig, dass man die Baupläne auch ohne finanzielle Unterstützung der Stadt wird umsetzen können. Man habe die Hoffnung, noch in diesem Jahr beginnen zu können. mb