Nettetal: Vereine müssen nicht mehr zahlen

Mit dem Steigern der Einnahmen haben es die Nettetaler übertrieben und rudern zurück. Außerdem: Abschied von Tillmanns.

Nettetal. Wenn eine Stadt mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt, wird dies strukturelles Haushaltsdefizit genannt. Um das in den Griff zu bekommen, wurde in Nettetal ein Finanzsanierungskonzept (FSK) erarbeitet.

2007 verabschiedete der Stadtrat ein Paket mit 160 Maßnahmen, um Kosten zu sparen, Ausgaben zu verringern und Einnahmen zu vergrößern. So sollten in diesem Jahr eine Million Euro mehr im Säckel sein.

Doch nun hat man festgestellt, dass man wohl in einigen Punkten übers Ziel hinausgeschossen ist. Es gab bittere Beschwerden von Vereinen, die sich über die Gebühren für das Ausleihen von Fahnen und -masten, Verkehrszeichen, Absperrschranken und Sicherheitsbaken beklagten. Dies würde die Kosten für Veranstaltungen und Feste um bis zu 1000 Euro in die Höhe treiben.

Das nahm sich die Stadtverwaltung zu Herzen. Im Stadtrat am Dienstagabend schlug sie vor, diese Gebühren ersatzlos zu streichen. Jedenfalls bis auf Weiteres. Die Politik stimmte zu.

"Wir wollen das Ehrenamt und deren Veranstaltungen unterstützen", so Bürgermeister Christian Wagner. Nun soll ein differenzierter Gebührenkatalog erarbeitet werden. Die Stoßrichtung: Kommerzielle Veranstalter sollen bezahlen, ehrenamtlich Aktive nicht.

"Wir unterstützen dies. Es kann nicht sein, dass Schützen- und Pfarrfeste aus solch einem Grund nicht mehr stattfinden", sagte Guido Gahlings (Grüne). "Wir haben die Tragweite so nicht gesehen. Wenn man Fehler macht, soll man die korrigieren", meinte Günter Werner (CDU).

Zu Beginn der Sitzung war Markus Tillmanns verabschiedet worden. 1994 war der damalige Schüler des Werner-Jaeger-Gymnasiums mit 18Jahren in den Rat gewählt worden.

Ein Jahr später wurde er Fraktions-Vorsitzender von Bündnis90/Die Grünen. Das war er, bis sich der Gymnasial-Lehrer entschloss, zugunsten einer beruflichen Fortbildung den politischen Rückzug anzutreten.

"Der Stachel im Fleisch des Nettetaler Rates- das waren sie", so Bürgermeister Wagner. Und: "Sie haben versucht, sich mit Intelligenz und Humor einzubringen."

Die Lacher hatte dann Tillmanns auf seiner Seite- wie so oft. "Sie geben mir die Gelegenheit, kurz etwas durch die Blume zu sagen", so der 33-Jährige und hielt sich demonstrativ den von Wagner überreichten Blumenstrauß vor die Brust.

Nach dem launischen Seitenhieb auf die politische Konkurrenz, dass man seinen Vorschlägen oft aus ideologischen Gründen nicht zugestimmt habe, gab es zum Abschied Applaus von Freund und Feind.

Tillmanns’ Nachfolger ist Fred Heyer. Der 49-jährige Geschäftsführer der Re-Energie Niederrhein GmbH hat kommunalpolitische Erfahrung: von 1995 bis 1999 war er Ratsmitglied und seit 2004 sitzt er im Kreistag.