Starke Frauen...in Tönisvorst Kämmerin erholt sich beim Stepptanz und Sportschießen

Tönisvorst. · Nicole Waßen mochte kein Mathe – heute sind Haushaltsthemen ihr Metier. Sie schwört auf die schwarze Null.

Nicole Waßen wurde 2018 als Kämmerin wiedergewählt.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wenn Nicole Waßen sich mit den anderen Kämmerern des Kreises Viersen trifft, sind sie und die Schwalmtaler Kämmerin Marietta Kaikos die einzigen Frauen, die städtische Finanzen in der Hand haben. „Es gibt generell wenige Frauen in dem Bereich“, sagt die Krefelderin, die seit 2006 die Kämmerei der Stadt Tönisvorst leitet. Für Waßen ist das aber kein Thema, für sie habe der Job nichts mit dem Geschlecht zu tun. „Der Fachbereich bietet einfach ein ungemein spannendes Aufgabenfeld“, sagt die 49-Jährige: „Wir sind in alle Bereiche des städtischen Lebens involviert.“

Für sie seien die vielen Zahlen in den Tabellen des städtischen Haushalts, die Laien auf den ersten Blick erschlagen, Mittel, um die Stadt zu gestalten. Dass zum Beruf in Zeiten klammer Haushaltskassen auch gehört, Personal abzubauen, nicht alle Wünsche der Politiker erfüllen und nicht alles, was nötig wäre, umsetzen zu können, war der Krefelderin schon vorher klar. „Wer einen Beliebtheitspokal will, wird besser nicht Kämmerer“, sagt Waßen.

Ihre Berufslaufbahn begann
Nicole Waßen im Sozialamt

Geboren und aufgewachsen ist die 49-Jährige in Krefeld. Am Gymnasium Horkesgath hat sie das Abitur abgelegt und im Anschluss eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung Krefeld begonnen. Zunächst war die junge Frau im mittleren Dienst, später im gehobenen Dienst tätig. „Meine erste Stelle war im Sozialamt“, erzählt die Kämmerin. Neben der Arbeit begann sie in Dortmund ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. „In der Schule war Mathe gar nicht mein Lieblingsfach, aber bei der Stadt haben mich die Zahlen interessiert“, erinnert sich die 49-Jährige.

Vom Sozialamt wechselte sie in den Finanzbereich und arbeitete im Büro des Kämmerers. Bei der Industrie- und Handelskammer qualifizierte sie sich weiter zur Finanzbuchhalterin. „Ich habe dann in Krefeld die Umstellung des städtischen Haushalts von der Kameralistik auf das neue kommunale Finanzmanagement begleitet und Mitarbeiter anderer Städte geschult“, erzählt die Kämmerin. So sei auch der Kontakt zur Stadt Tönisvorst zustandegekommen, die seinerzeit einen neuen Kämmereileiter suchte. 2006 trat Nicole Waßen das Amt als erste Frau in der Stadtgeschichte an.

Stolz ist die Kämmerin darauf, dass sie immer einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen konnte. „Nur so bleibt eine Kommune selbstständig und hat Handlungsspielraum“, sagt die Fachfrau. So manches Haushaltssicherungskonzept habe andere Städte kaputtgespart. „Wir hätte dann vermutlich kein Schwimmbad mehr“, sagt Waßen, der es immer wichtig war, das Bad zu behalten, auch wenn es ein Zuschussgeschäft ist: „Tönisvorst ist eine Wohnstadt, dazu gehören Freizeitangebote wie das Schwimmbad oder die Parks am Pastorswall und am Wasserturm, aber auch die Offenen Ganztagsschulen und die Bücherei.“

Stolz ist die Kämmerin auf den Zustand der Straßen in der Stadt

Außerdem ist Waßen, die Krefelderin, stolz auf die Straßen in Tönisvorst, und muss dabei selber ein bisschen schmunzeln. „Das fällt vielleicht nicht jedem auf, aber die Straßen im Stadtgebiet sind in gutem Zustand, und auch das ist wichtig.“

Schön an ihrem Beruf sei die Tatsache, dass es wenig Routine gebe. „Es kommen immer wieder neue Projekte, und damit immer wieder neue Herausforderungen“, sagt die Kämmerin. Oft müsse man in ihrem Amt einen langen Atem haben. Umso schöner sei es, wenn sich schließlich doch alles zum Guten wende, wie etwa im Neubaugebiet Vorst-Nord, das mehr als 15 Jahre gebraucht hat von der Idee zum ersten Spatenstich. Ein weiteres Mammutprojekt ist ein zentrales Verwaltungshaus, das ebenfalls schon seit mindestens 15 Jahren im Gespräch ist. „Ich hoffe, dass ich das in meiner Amtszeit noch erlebe“, sagt Waßen. Dass die deutliche Mehrheit zufrieden mit der Arbeit der Kämmerin ist, zeigte sich im Februar 2018, als die zweite Wiederwahl anstand. 30 von 37 Ratsmitgliedern sprachen sich dafür aus, dass die Krefelderin auch weiterhin die Finanzen der Stadt Tönisvorst lenkt. Und das kommt einem Beliebtheitspokal doch schon ziemlich nahe.

Waßen wohnt mit ihrem Mann und zwei Hunden in Krefeld und führt dort ihren zweiten Haushalt. In ihrer Freizeit ist die Kämmerin gerne auf dem Schießplatz in Neukirchen-Vlyun, wo sie mit dem Schrotgewehr auf Tontauben schießt. Außerdem geht sie regelmäßig zum Stepptanz. Ihre Urlaube verbringen sie und ihr Mann gerne in Frankreich, Italien oder Österreich. wic