Historie Ritter und Burgfräulein halten Hof

Im Freilichtmuseum wurde die Vergangenheit lebendig.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Vom Manager zum Pilger. Das war am Wochenende im Freilichtmuseum Dorenbrug in Grefrath möglich. Es war der dritte Mittelaltermarkt rund im Mittelpunkt standen die rund 260 Aktiven - Menschen, die eine bestimmte Epoche verkörpern in der Wikingerzeit beziehungsweise dem Früh-, Spät- oder Hochmittelalter. Die eine in der Zeit typische Rolle übernommen haben und diese mehr oder weniger perfekt spielen.

Um immer wieder in eine längst vergangene Zeit einzutauchen, dafür gibt es Gründe, die so unterschiedlich sind wie die Menschen, die jetzt in Grefrath ein großes Publikum anlockten: Thorsten Gurke beispielsweise aus Ruppicheroth bei Bonn ist im wahren Leben Manager bei einem großen indischen Chemieunternehmen. Durch einen Schwertkampfkurs im Urlaub ist er auf den Geschmack gekommen. Der 50-Jährige verkörperte einen Pilger, der einst von Markt zu Markt zog.

Den Kindern war es eine besondere Ehre, vom Reichsritter Eckbertstein zum Burgfräulein beziehungsweise zum Ritter geschlagen zu werden. Eckbertstein heißt mit bürgerlichem Namen Wolf Seeliger. Auch er entschwindet gerne mal der Gegenwart.

Sind Hexen böse? Warum wurden sie einst verfolgt und verbrannt? Jenny Hengsten aus Grefrath verkörperte eine Kräuterhexe. Ganz ohne Buckel, schwarze Katze und krummer Nase rührte sie ein Kräutersalz an: „Das wurde früher ebenfalls kurz vor der Sommersonnenwende gemacht, weil man davon ausging, dass zu dieser Zeit die meiste Sonnenenergie in den Pflanzen gespeichert war“, erzählte die Teilzeit-Hexe. Sie verriet, warum Hexen im Mittelalter verfolgt wurden: „Sie wussten sehr viel über Heilkräuter und waren der Obrigkeit deshalb suspekt. Ja, sie galten sogar als gefährlich.“

Greifvögel sind auch nicht ganz ungefährlich. Falkner Pierre Schmidt aus Erftstadt hatte gleich mehrere davon mitgebracht. Mutige Besucher konnten eines der Tiere auf den Arm nehmen und sich in dieser heldenhaften Pose fotografieren lassen. Tamino, der Gaukler, unterhielt die Kinder. Ebenso wie Jessica Burri aus Recklinghausen, die in der früheren Küche der Dorenburg Mittelalter-Märchen erzählte wie „Das Eselein“.

Eine Art Karl Lagerfeld des Mittelalters verkörperte Stephan Spönnen aus Tönisvorst: Er stellte Kettenhemden her. Das war ein ehrbarer Beruf, der Sarwürker hieß. Man konnte also wieder einiges lernen auf dem Mittelaltermarkt, wo es jede Menge Feuerstellen gab.

Der wackere Heinrich von Virneburg, in dessen Ausweis der Name Reiner Timmermanns eingetragen ist, mahnte sein Publikum, hurtig herbeizueilen. Seine Botschaft: „Ich bin nicht nur dem Kampfe zugetan, sondern auch dem Minnegesang.“ Sprach’s - und gab sogleich eine Kostprobe seines gesanglichen Könnens.

Der Bibel verschrieben hat sich Eberhard Zutinge aus Dortmund. In seiner Rolle als Mitglied einer Kompturei ist er so sehr aufgegangen, dass er vom evangelischen zum katholischen Glauben konvertierte. Der gelernte Schmied fühlt sich in der Mönchskutte pudelwohl. Zum Spektakel, das die Zuschauer begeisterte, gehörte sein klerikales Gericht. Es ging um einen Erbschaftsstreit. Zwei Gotteskrieger kämpften mit dem Schwert, in dem Glauben und der Zuversicht, dass Gott das Schwert des Gerechten führen werde. Ganz schön harte Zeiten damals. Und aus heutiger Sicht ziemlich unterhaltsam. Über Langeweile brauchten sich die Besucher des Mittelaltermarktes wahrlich nicht zu beklagen.