Sabo: Lässliche Sünde Kultur

Unterhaltung: Im St. Huberter Art-Café geben sich Kleinkünstler die Klinke in die Hand.

St. Hubert. Das Lampenfieber ist verflogen. Das war vor vier Jahren. Ursula Sabottke hatte Anfang 2003 die 1949 gegründete Bilderleistenfabrik van Leendert schließen müssen, "da die Produktion durch die Globalisierung nicht mehr rentabel war".

Im Oktober 2003 wurde neu eröffnet unter veränderten Vorzeichen: Bilderleisten wurden An Eulen 7 fortan nicht mehr produziert, Rahmen und Einrahmungen aber nach wie vor hergestellt bzw. vorgenommen.

Und: das Art-Café Sabo wurde eröffnet. Ursula Sabottke, die einen ausgeprägten Sinn für Kunst und Kultur auszeichnet, schuf in einer 330 Quadratmeter großen ehemaligen Produktionshalle ein Ambiente, in dem Liedermacher, Kleinkünstler und andere Kreative seitdem zu Hause sind. Eine Bühne vor allem für den Nachwuchs. "Ich bin mit meinen 55 Jahren zu jung für ein Senioren-Café, aber auch zu alt für die Disko", schmunzelt die älteste Tochter des Firmengründers August van Leendert.

Die Idee kam Ursula Sabottke vor 29 Jahren, als sie mit ihrem Mann Wolfgang am Ossiacher See in Österreich im Hinterzimmer eines Cafés den Auftritt von Mary & Gordy bewundern durfte. Zehn Jahre später war das Duo berühmt.

Zwei weitere Mosaiksteinchen griffen ineinander, bis das Sabo-Gebilde stand: Ehemann Wolfgang ist ein leidenschaftlicher Koch, so dass die Besucher bei den Themen-Abenden oder Matinees kulinarisch verwöhnt werden. Und Ursula Sabottke lacht gerne - offene Tür mithin für Comedians und Kabarettisten jeglicher Couleur.

Nun steht im Oktober ein Kabarett-Wochenende auf dem Programm, das den guten Ruf weiter festigen dürfte. Am 19. und 20. gibt es jeweils Gala-Abende, bei denen die Gäste sich auf fünf Stunden geballte Kultur garniert mit lukullischen Finessen freuen dürfen - mindestens. Eigens aus Salzburg reisen die Brüder Michael und Martin Ferner an; der eine Designer und Kabarettist, der andere Liedermacher. Hinzu kommen Namen wie Lilliana Schmidt, Biggi Klömpkes oder Thomas Dornbusch.

Ursula Sabottke darf also weiterträumen, ganz ohne Lampenfieber. Ihre nächste Idee: eine feine Galerie in den oberen Gemächern der ehemaligen Leistenfabrik. Bei so viel unternehmerischem Temperament dürfte das nicht mehr lange auf sich warten lassen ...

Arbeitgeber Mittlerweile beschäftigt Sabo in den Hallen mit Industrie-Design wieder fünf Angestellte, zwei Auszubildende und zwölf Aushilfskräfte - das Inhaber-Paar nicht mitgerechnet.

Caféhaus Mit der Caféhaus-Sparte werde kein Geld verdient, betont die Chefin, "das ist eine lässliche Sünde von mir". Allerdings helfe der volle Terminkalender, Sabo in der Szene bekannt zu machen, räumt sie gerne ein.